Kurzanalyse
Der Neckar ist an vielen Stellen nur schwer zugänglich, vor allem im stark besiedelten und industriell genutzten Kerngebiet zwischen Stuttgart und Plochingen. Industrie- und Gewerbebauten sowie die Bundesstraße B 10 und der Zubringer zur Autobahn A 8 verbauen die Uferzonen, zerschneiden das Tal und tragen zu einer enormen Emissionsbelastung bei. Mit einer großen Zahl an Grünzäsuren, also Flächen, in denen nicht gebaut werden darf, wird versucht, dem Siedlungsdruck entgegenzuwirken. Mehrere Schleusen und Kraftwerke im schiffbaren Teil von Plochingen bis nach Kirchheim am Neckar be- oder verhindern Durchkommen von Fischen und Kleintieren im Fluss. Durch die Kanalisierung des Neckars ist seine Fließgeschwindigkeit erhöht und seine Selbstreinigungsfunktion verringert. Gewässertypische Uferzonen sind in ihrer Funktion als Lebensraum für Flora und Fauna gestört.
Behörden, Kommunalverwaltungen sowie zahlreiche Interessenverbände im Neckartal haben bereits Anfang der 1990er Jahre gemeinsam Visionen für einen Lebensraum Neckarpark entwickelt. Mehrere Initiativen und Planungen widmeten sich diesem Thema wie beispielsweise die Integrierte Konzeption Neckar-Einzugsgebiet des Landes Baden-Württembergs (IKoNE), die Stiftung Europäisches Naturerbe oder die Initiative Grünzug Neckartal. Das im Jahr 2004 formulierte Leitbild Der Neckar – einmaliges Kultur- und Naturerbe legte den Grundstein für den zwischen 2006 und 2008 vom Büro Planstatt Senner aus Stuttgart und Überlingen ausgearbeiteten Masterplan Neckar.
Ziele, Themen- und Handlungsfelder
Wie auch für den Landschaftspark Rems wurden im Landschaftspark Neckar drei Themenschwerpunkte identifiziert und jeweils themenbezogene Leitbilder entwickelt: Siedlung und Verkehr, Landschaft sowie Naherholung und Tourismus. Die im Masterplan aufgezeigten Projektvorschläge zielen darauf ab, den Neckar als Flusslandschaft aufzuwerten und wieder als zusammenhängende Einheit erlebbar zu machen. Dazu sollen die natürlichen Lebensräume für Pflanzen und Tiere verbessert, die Naherholungs- und Tourismusinfrastruktur am Fluss für die Bevölkerung ausgebaut und durchgehende Fuß- und Radwegeverbindungen geschaffen werden.
Ähnlich wie im Remstal wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Siedlungs- und Landschaftsraum angestrebt, mit dem Ziel, die Attraktivität des Lebens- und Wohnumfelds zu erhöhen.
Um die Umsetzung der im Masterplan skizzierten Projektvorschläge voranzutreiben, wurde als langfristiges Ziel die Durchführung einer gemeinsamen Internationalen Neckarausstellung (INA) im gesamten Flusstal im Jahr 2021/22 entwickelt. Die dafür vorgesehene Machbarkeitsstudie wurde jedoch nie beauftragt.
Ein wichtiger Motor für die Umsetzung zahlreicher Projekte am Neckar war und ist die Förderung durch EU-Mittel mit Programmen wie INTERREG oder LIFE+. Außerdem spielt die 2007 initiierte Plattform Unser Neckar unter Leitung des Umweltministeriums eine wichtige Rolle, in der sämtliche Akteure und Initiativen zusammengeschlossen sind, die sich für die Aufwertung des Neckars und seine Uferbereiche einsetzen.