Der Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung hat am 8. Mai die Kofinanzierung von fünf Projekten über das Kofinanzierungsprogramm „Künstliche Intelligenz“ beschlossen. Die Regionalversammlung hatte bereits Ende Juli 2023 grundsätzlich erste Mittel freigegeben. Nun erhalten in der ersten Förderrunde fünf Projekte auf der Basis der im November beschlossenen Förderrichtlinien den Zuschlag für insgesamt rund 13,2 Millionen Euro. Für das Kofinanzierungsprogramm veranschlagt sind insgesamt 16,22 Millionen Euro. Die Ausschreibung einer weiteren Förderrunde mit den restlichen Mitteln von über drei Millionen Euro ist für Herbst 2024 vorgesehen. Die Projekte wurden in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt: Erster Schritt war die Einreichung einer Projektskizze, auf deren Basis die Antragssteller von der Verbandsgeschäftsstelle, der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) und die KI-Allianz Baden-Württemberg eG beraten wurden. Über die ausgearbeiteten Projektanträge beriet eine Jury und gab eine Förderempfehlung an die Ausschussmitglieder.
Die erfolgreichen Projekte im Überblick:
Projekt „KI im Gesundheitswesen – Innovation Center Fellbach“:
Das Innovation Center Fellbach (ICF) soll ein Knotenpunkt für KI im Gesundheitswesen werden. Es soll als Innovations- und Gründungszentrum insbesondere die Bildung von Netzwerken in Wissenschaft und Wirtschaft mit Fokus auf KI in der Medizin und die Weiterentwicklung von Medizintechnik und Diagnostik fördern. Auf 2.000 Quadratmetern Nutzfläche entsteht eine passgenaue Infrastruktur und Ausstattung für Unternehmen, Start-ups und wissenschaftliche Institutseinheiten, um zukunftsweisende Soft- und Hardware, gesteuerte Labormodelle und Prototypen für medizinische Anwendungen zu testen, zu entwickeln und zu produzieren. Für die Ausstattung des neuen Technologiegebäudes des ICF werden der Stadt Fellbach 2,6 Millionen Euro Kofinanzierung zur Verfügung gestellt.
Projekt „gainInsight“ – Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW):
gainInsight soll Erkenntnisse zu zwei Aspekten bringen: Es sollen KI-Innovationen für Elektromobilität, Wasserstofftechnologie und Erneuerbare Energien entwickelt werden. Gleichzeitig untersucht das Projekt, wie der ökologische Fußabdruck in Produktion und Forschung in diesen Bereichen reduziert werden kann. Als ein Projektbaustein soll ein Prototyp für ein hybrides, generisches Brennstoffzellensystem mit KI-gestütztem digitalen Zwilling entstehen. Die Ergebnisse werden der Industrie mit Ziel des Wissenstransfers zugänglich gemacht. Weiterer Projektbaustein ist die Installation eines Tracking-Systems in einer Beschichtungsanlage für Solarzellen. Hier soll aufgezeigt werden, wie die industrielle Forschung durch den Einsatz von KI-Technologien für die Prototypentwicklung von Solarzellen verbessert werden kann. Zudem sollen KI-basierte Technologien und Prognosemodelle so optimiert werden, dass sie Energieeinsparungen bei der Wasserstofferzeugung und der intelligenten Abwärmenutzung ermöglichen. Für gainInsight werden 133.137,50 Euro Kofinanzierung an das ZSW zur Verfügung gestellt.
KI-D@ARENA-X – Testumgebung für datenraumbasierte KI-Anwendungen:
KI-D@ARENA-X adressiert die Herausforderung für Unternehmen, in der frühen Phase von KI-Anwendungsfällen, eine leistungsstarke IT-Infrastruktur und fachliche Unterstützung zu erhalten. Dafür wird in den Räumen des ARENA2036 e.V. eine Netzwerkinfrastruktur installiert, die alle benötigten Zugangstechnologien – Kupfer- und Lichtwellenleiter, WiFi sowie 5G und 6G – zu einem konvergenten Zugangsnetz vereint und damit den unternehmensübergreifenden Datenaustausch ermöglicht. Die Testumgebung soll den Einsatz von KI in all ihren unterschiedlichen Ausprägungen für etablierte Unternehmen und Startups aus Region Stuttgart ermöglichen. Parallel zur Entwicklung und Durchführung von Tests in der Datenraum-Infrastruktur wird ein tragfähiges Betriebs- und Finanzierungskonzept ausgearbeitet und erprobt. Eine Marketingkampagne wird gezielt Start-ups und KMUs ansprechen. Für KI-D@ARENA-X werden es 685.000 Euro Kofinanzierung an die Arena 2036 e.V. und die Universität Stuttgart zur Verfügung gestellt.
Projekt "AI transform" in Böblingen:
Für „AI transform“ wird auf dem Gelände des Softwarezentrums Böblingen/Sindelfingen ein klimagerechtes Gebäude mit rund 2.700 qm Nutzfläche errichtet, das Produktivflächen, Büroräume und Kommunikationszonen für junge Unternehmen und nationale und internationale Firmen mit KI-Schwerpunkt bietet. AI transform baut auf dem niederschwelligen Ansatz des bereits bestehenden KI-Innovationshubs AI xpress und auf dem Angebot des Softwarezentrums Böblingen/Sindelfingen auf: Erfolgreiche Start-ups aus dem AI xpress sollen im AI transform dauerhaft etabliert werden. Zugleich sollen im AI transform nationale und internationale Unternehmen mit KI-Schwerpunkt angesiedelt werden. Zudem werden Beratungs- und Veranstaltungsangebote aufgebaut, um gezielt die Transformation der IT-Wirtschaft in der Region in eine KI-Ökonomie zu unterstützen. Dafür werden fünf Millionen Euro Kofinanzierung an die beiden Projektpartner Stadt Böblingen und Softwarezentrum Böblingen/Sindelfingen e.V. zur Verfügung gestellt.
Projekt "KI für ein zukunftsfähiges und nachhaltiges Planen und Bauen: IntCDC AI Innovation Hub, Universität Stuttgart“:
Das Gebäude „Large Scale Robotics Laboratory“ (LCRL) auf dem Campus der Universität Stuttgart soll nicht nur ein Demonstrator für KI im Bauwesen, sondern auch Heimat und Anlaufstelle für KI-Forschende und KI-Anwenderinnen und Anwender sein. Beim LCRL kommen KI in der digitalen Gebäudeplanung, neuartige, hoch materialeffiziente und zugleich leistungsstarke Bausysteme wie auch digitale Fertigungs- und robotische Bauprozesse zum Einsatz. Damit werden die entsprechenden KI-Kompetenzen in die beteiligten Industrieunternehmen transferiert. Mit Unterstützung der Region Stuttgart wird das ursprünglich nur für Grundlagenforschung konzipierte Gebäude als AI Innovation Hub für den Transfer von KI-Kompetenz in die regionale Bauindustrie und für Startups geöffnet. Dafür werden der Universität Stuttgart 4,8 Millionen Euro Kofinanzierung zur Verfügung gestellt.
Stimmen der Fraktionen
„Künstliche Intelligenz ist ein nicht ganz triviales Thema, bei dem wir auf die Empfehlungen von Experten angewiesen sind“, eröffnete Andreas Koch (CDU/ÖDP) die Wortbeiträge. Deswegen sei er sehr froh, dass es mit der Förderung jetzt losgehe. „Wir wollen anderen Standorten nicht nachstehen, wir wollen die Region kraftvoll profilieren und denken, dass es mit dem Programm und den ausgesuchten Projekten auch gelingen kann.“ Laut Heike Schiller (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) werde über Folgen und Segnungen der KI überall diskutiert, sei es in Kunst, Kultur, PR und Marketing oder auch in der Politik. „Wir müssen versuchen abzuwägen, welche Anwendungen gut, welche schlecht sind. Aber es steht fest: Ohne KI geht nichts.“ Besonders gefallen habe Schiller das Innovationszentrum in Fellbach, weil es dort um den KI-Einsatz in der Gesundheitsbranche gehe. „Die Mittel sind gut investiertes Risikokapital. Das müssen wir als Region auch leisten, wenn wir die Transformation klug begleiten wollen.“ Wilfried Dölker (Freie Wähler) betonte, dass die Jury sich sehr gründlich mit den Themen befasst habe. „Wir haben gelernt, dass erst die richtigen Räumlichkeiten da sein müssen, bevor man KI umsetzen kann.“ Nur mit dieser Möglichkeit könnten Projekte starten. Seine Fraktion unterstütze, dass insbesondere in Fellbach KI in der Gesundheit vorangetrieben werde, da die Region hier noch nicht so stark aufgestellt sei. Ebenso sei in Böblingen auch in der Vergangenheit schon erfolgreich gearbeitet worden, was nun ausgebaut werde.
„Die Goutierung der fünf Projekte ist der logische Schritt, wenn wir unseren Förderrichtlinien folgen“, konstatierte Dr. Jürgen Zieger (SPD). Die Jury sei zu einem eindeutigen Vergabevorschlag gekommen. Das Geld werde vorrangig in Gebäude eingesetzt, aber die Mittel seien zielgerichtet eingesetzt. Denn Start-ups seien darauf angewiesen, dass geeignete Räume zur Verfügung gestellt werden. „Abgesichert durch unsere Förderverträge werden diese Immobilien nachhaltig für einen langen Zeitraum für die KI genutzt.“ Hartfrid Wolff (FDP) betonte: „Ich finde es sehr gut, dass wir diese Auswahl getroffen haben. KI ist in verschiedenen Bereichen unterwegs, das sehen wir auch an den Förderprojekten.“ Gerade, weil man noch mehr Erfahrung mit KI sammeln müsse, solle man sich stärker engagieren: „Wir sollten die Chancen der KI nutzen, aber auch die Risiken kennen. Es ist wichtig, die Vernetzung der KI mit den anderen Branchen in der Region zu verbessern.“ Die Region brauche hier Annexzuständigkeiten und müsse ihre Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart an der regionalen Strategie ausrichten.