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S-Bahn im Landkreis Göppingen ist machbar

Landkreis Göppingen, IHK Bezirkskammer und Verband Region Stuttgart informieren über Ergebnisse der Mach-barkeitsstudie einer S-Bahn nach Göppingen

GÖPPINGEN: S-Bahn-Verkehr im Landkreis Göppingen einzuführen ist betrieblich machbar. Das ist die zentrale Erkenntnis einer gemeinsam vom Landkreis Göppingen und dem Verband Region Stuttgart mit Unterstützung der IHK Bezirkskammer in Auftrag gegebenen Studie. Untersucht wurden die technische Machbarkeit, die Möglichkeiten eines VVS-Tarifs im Landkreis Göppingen und die wirtschaftlichen Wirkungen eines möglichen S-Bahn-Verkehrs. Das Gutachten wurde heute im Landratsamt Göppingen vorgestellt und diskutiert.

Regionalpräsident Thomas S. Bopp sieht in den Ergebnissen die „Initialzündung einer politischen Diskussion mit dem Ziel, den Landkreis Göppingen noch enger mit der übrigen Region Stuttgart zu verknüpfen“. Für Landrat Edgar Wolff steht fest: „Die Einführung des S-Bahnbetriebs im Landkreis Göppingen ist ein sehr komplexes und zukunftsweisendesThema. Die vorliegende Studie ist für den jetzt beginnenden Diskussions- und Entscheidungsprozess eine gute Grundlage. Mit der Aussage, dass die S-Bahn betrieblich machbar ist, sind wir einen ersten wichtigen Schritt weiter.“

Zu berücksichtigen gilt es bei einem S-Bahn-Verkehr in den Landkreis Göppingen zum einen, dass auf der Filstalstrecke heutzutage viele Trassen belegt sind. Zum anderen wird die S 1 ab Dezember 2009 von Plochingen nach Kirchheim/Teck im 30-Minuten-Takt fahren und deshalb betriebliche Notwendigkeiten aus dem Neckartal nach sich ziehen.

Fünf betriebliche Varianten haben die Gutachter aus Karlsruhe und Hannover unter die Lupe genommen. In der Prognose würde die Zahl der Fahrgäste im Untersuchungsraum um täglich bis zu 3.800 steigen. Bei allen Varianten wird vorausgesetzt, dass die Deutsche Bahn AG ihr Bahnhofssanierungsprogramm im Filstal mit Gesamtkosten von rund 10,7 Millionen Euro mit Unterstützung des Landes umsetzt und damit die Bahnsteige auf einheitlich 76 Zentimeter erhöht. Zusätzlich dazu müssten die Bahnsteige in den Bahnhöfen Göppingen, Süßen und Geislingen auf die S-Bahn-Einstiegshöhe von 96 Zentimeter angepasst werden. Dies würde Investitionen für das S-Bahn-Vorhaben von rund 8,2 Millionen Euro bedeuten. Die Umbauten an den Bahnhöfen bedingen einen zeitlichen Vorlauf von mindestens fünf Jahren.

So könnte ein S-Bahn-Betrieb aussehen Der „große Wurf“ (Variante 1), eine S-Bahn im 30-Minuten-Takt von Stuttgart-Schwabstraße bis Geislingen, würde ein drittes Gleis für rund 70 Millionen Euro erfordern und etwa 870.000 zusätzliche Zug-Kilometer mit sich bringen. Nach der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 und der neuen Schnellbahnstrecke könnten diese hohen Investitionen wohl entfallen, da mit frei werdenden Trassen zu rechnen ist. Im Gegensatz zur Variante 1 würden in Variante 4 die S-Bahnen von Herrenberg alle 30 Minuten nach Süßen fahren und stündlich nach Geislingen. Da sich damit der S-Bahn-Takt nach Kirchheim/Teck verschieben würde, wären zwischen Plochingen und Kirchheim/Teck großräumigere Anpassungen des Zugverkehrs nach Tübingen und des regionalen Busverkehrs erforderlich. Es würden zwischen 715.000 und 830.000 zusätzlichen Zug-Kilometern anfallen und unabhängig von Stuttgart 21 und der Neubaustrecke zu realisieren. Lediglich 1.000 Fahrgäste würde die fünfte Variante, nämlich ein S-Bahn-Ergänzungsangebot im Stundentakt nach Geislingen mit sich bringen. In diesem Fall, der als Einstieg denkbar wäre, würde die Regionalbahn weiterhin im Filstal fahren. In allen Varianten ist in Plochingen ein Zeitpuffer von viereinhalb bis acht Minuten betrieblich notwendig.

Für die Varianten 1 und 4 müssten zehn neue S-Bahn-Fahrzeuge mit Gesamtkosten von rund 50 Millionen Euro angeschafft werden. Bei der Variante 5 würden 20 Millionen Euro für vier neue S-Bahn-Fahrzeuge fällig. Nicht weiterverfolgt werden sollen die Varianten zwei und drei. Sie sehen vor, dass S-Bahn-Züge im Bahnhof Plochingen zusammengeführt (‚kuppeln’) oder getrennt (‚flügeln’) werden. Auf der S 1 mit einer Gesamtlänge von 71,4 Kilometern (bis Kircheim/Teck) wäre dieses Kuppel- und Flügelkonzept mit betrieblichen Unsicherheiten versehen und damit Fahrplanrisiken ausgesetzt.

Ein VVS-Ticket für Busse und Bahnen?

Der Landkreis Göppingen ist Teil der Region Stuttgart aber bisher nicht Mitglied im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart. Seit 2004 bezuschusst der Landkreis Göppingen ein „KombiTicket plus“ nach Stuttgart. Ansonsten gilt auf der Schiene der DB-Tarif und in den Bussen der Tarif der Verkehrsgemeinschaft Stauferkreis (VGS). „Wenn die S-Bahn kommt, sollte es auch eine Lösung für den VVS-Tarif geben“, so Regionaldirektorin Jeannette Wopperer vom Verband Region Stuttgart. Zu welchen Kosten und unter welchen Bedingungen das VVS-Ticket künftig auch im Landkreis Göppingen gelten könnte, erläuterte VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger. Auch hier gibt es unterschiedliche Szenarien. Von der weitreichenden „Vollintegration“ aller Verkehre bis zu einer teilweisen Gültigkeit des VVS-Tickets nur auf der Schiene zwischen VVS-Gebiet und Landkreis Göppingen (mit und ohne Binnenverkehre im Landkreis).

Dreh- und Angelpunkt für eine politische Entscheidung durch den Landkreis Göppingen seien die Kosten, zum einen für die Anpassung des Tarifs („Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste“) und zum anderen der Anteil an den Grundkosten des VVS, wie Landrat Wolff verdeutlichte. Je nachdem, ob ein VVS-Ticket ausschließlich in Zügen und der S-Bahn gelten soll oder auch in Bussen, belaufen sich die Kosten der Tarif-Anpassung nach Schätzungen des VVS auf 1,33 Millionen Euro bis 1,44 Millionen Euro jährlich. Über den Anteil an den Grundkosten, die darüber hinaus entstehen, wird innerhalb der Gremien des VVS noch diskutiert. Für eine komplette Einbindung in den VVS-Tarifverbund müsste der Landkreis Göppingen mindestens zehn Millionen Euro pro Jahr zahlen und sich außerdem am Kostenanteil der Region für Stuttgart 21 beteiligen.

„Bezüglich der Beteiligung an den Grundlasten brauchen wir dringend Klarheit“, fordert Landrat Wolff. „Wir hoffen, bei diesem zentralen Punkt auf die Unterstützung des Landes und der Region.“

Regionaldirektorin Jeannette Wopperer stellte eine „weniger institutionalisierte Variante der Vollintegration“ zur Diskussion. „Der Landkreis könnte seine Tarifverluste für die Anwendung des VVS-Tarifs selber tragen, wäre also nicht Vollmitglied im VVS. Dafür entfiele die anteilige Beteiligung an den massiven Grundlasten und der regionalen Verkehrsumlage“. Sie kündigte an, dass der Verkehrsausschuss der Region die Ergebnisse Ende September bewerten werde. Als weitere Schritte seien Gespräche mit dem Land notwendig, sowohl was die Förderfähigkeit angehe als auch die Umwandlung möglicher Regionalbahnverbindungen zu Gunsten der S-Bahn.

Die wirtschaftlichen Vorteile der S-Bahn stellte Dr. Peter Saile, Leitender Geschäftsführer der IHK Bezirkskammer Göppingen vor. Bezirkskammerpräsident Wolf Ulrich Martin sagte: „Positiv ist die Feststellung, dass die S-Bahn in den Kreis Göppingen möglich ist. Und wenn man will, bald. Unser Kreis hat damit eine Chance, zu den anderen Kreisen in der Region aufzuschließen.“

Der Wunsch einer S-Bahn nach Göppingen wurde maßgeblich von Wirtschaftsvertretern gefordert und unterstützt. Sie versprechen sich davon, dass das Filstal als Wirtschafts- und Wohnstandort aufgewertet wird. Nach Göppingen und Geislingen könnte zusätzliche Kaufkraft fließen. Die Hochschulstandorte Göppingen und Geislingen würden attraktiver, sofern ihre Studierenden das VVS-Studi-Ticket nutzen könnten und der Tagestourismus könnte zunehmen. Aufgezeigt wurde darüber hinaus, dass eine S-Bahn positive Effekte für den ganzen Landkreis bringt. Nicht nur Gemeinden mit S-Bahn-Anschluss würden davon profitieren, sondern auch kleinere Gemeinden mit einer guten Busverbindung zum nächsten S-Bahn-Halt.

Ansprechpartner/in:
Dorothee Lang, Verband Region Stuttgart, Tel. (0711) 22759-15
Jörg-Michael Wienecke, Landratsamt Göppingen, Tel. (07161) 202-301

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