Wasserstoff und Brennsstoffzelle
Die Region Stuttgart zählt mit ihren Weltmarktführern, Hidden Champions und den vielen kleinen und mittleren Unternehmen, Zulieferern und Hochschulstandorten auf internationalem Level zu den führenden Innovations- und Industriestandorten. Diese wirtschaftliche Stärke bedeutet zugleich, dass die Reduzierung der CO2-Emissionen zur Begrenzung des Klimawandels eine zentrale Herausforderung für die Region darstellt. Immerhin gilt es, einen tiefgreifenden Umbau der Energiesysteme sowie eine weitreichende Umstellung auf innovative und emissionsfreie Technologien in allen Sektoren umzusetzen.
Eine Herausforderung und große Chance, um die derzeitige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und durch vorhandene Forschungs- und Technologiekompetenz sowie Innovationsfähigkeit gezielt weiter auszubauen.
Unter anderem können Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien mittel- bis langfristig wesentlich dazu beitragen, die CO2-Emissionen sektorenübergreifend zu reduzieren und damit zur Erreichung der Klimaschutzziele beizutragen. Entsprechend stehen diese Technologien auch im Fokus der von der Region Stuttgart identifizierten Zukunftsfelder.
Wasserstoffstrategie und Kofinanzierung
Im Sommer 2021 hat die Region Stuttgart eine Wasserstoffstrategie erstellt. Danach soll dieser Energieträger bis 2035 in allen Industriesektoren eine wichtige Rolle spielen. Die regionale Wasserstoffstrategie sieht ausdrücklich die Vernetzung der Akteure im Bereich der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie bei der Entwicklung von Systemen zur Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff vor, um die aktuell noch vorhandenen Wettbewerbsvorteile zu erhalten und auszubauen. Mit einem Kofinanzierungsprogramm sollen zusätzliche Anreize für den gezielten Aufbau und die schnelle Verbreitung von Produktions-, Speicher- und Nutzkapazitäten für Wasserstoff und Brennstoffzellen geschaffen werden. Durch die breite Förderung dieser Technologien will man die Produktion der dafür notwendigen Hardware in der Region Stuttgart etablieren.
Die Regionalversammlung hat für das Kofinanzierungsprogramm im Zeitraum von 2023 bis 2026 insgesamt 20 Millionen Euro bereitgestellt. Pro Jahr können Vorhaben mit einer regionalen Kofinanzierung von insgesamt bis zu fünf Millionen Euro ausgestattet werden:
Ausschreibungsrunde 2022: Zwei Vorhaben über 4,8 Mio Euro
Die Firma HY.Teck GmbH & Co. KG erhält 4.623.967,50 Euro für den Ausbau einer Wasserstoffproduktionsanlage sowie einer zusätzlichen Wasserstofftankstelle. Letztere soll der Versorgung von zehn Fahrzeugen der Firma FISCHER Weilheim GmbH und weiteren Anwendenden aus der Industrie dienen. Für die Wasserelektrolyse soll eine PV-Anlage errichtet werden, die über eine Stromleitung mit der Wasserstoffproduktionsanlage verbunden wird. Darüber hinaus ist geplant, überschüssigen Wasserstoff über einen mobilen Speicher zu weiteren potenziellen Kunden zu transportieren. Durch die Umstellung auf grünen Wasserstoff können ab dem Hochlauf etwa 4.200 t CO2 pro Jahr eingespart werden. Grüner Wasserstoff, der auf der Basis von erneuerbaren Energien gewonnen wird, gilt als eines der zentralen Elemente, um die Transformation der Wirtschaft weg von fossilen Energieträgern zu schaffen.
Weitere 199.000 Euro gehen an Mahle Behr GmbH & Co. KG. Der technologische Wandel in der Automobilindustrie hin zu alternativen Antrieben ist schon heute im Windkanal angekommen. Dabei stehen auch die wasserstoffbasierten Antriebe wie die Brennstoffzelle und der Wasserstoffmotor im Fokus. Die Nachfrage bezüglich Wasserstofftechnologien auch abseits der Mobilität im Windkanal zu erproben, steigt spürbar an. Daher möchte MAHLE eine sichere und moderne Versuchseinrichtung aufbauen. Mit Know-how und Technologie wird die Entwicklung wasserstoffbasierter Technologien von morgen begleitet und gestaltet. Für den Betrieb der Technologien und Fahrzeuge sind umfangreiche, erweiterte Sicherheitstechniken notwendig, die so untersucht und verbessert werden können.
Ausschreibungsrunde 2023: Ein Vorhaben über 5 Mio. Euro
Gefördert wird ein Projekt der Stadtwerke Stuttgart (SWS) zur regionalen Verteilung von grünem Wasserstoff per Trailer. Ziel des Projekts ist eine Trailerabfüllstation, um eine bereits geplante Wasserstoffpipeline im Neckartal zu ergänzen. Dort möchte der kommunale Energieversorger einen Green Hydrogen Hub für Stuttgart und die Region (GH2S) aufbauen. Bis zu vier Elektrolyseure produzieren dort ab 2026 pro Jahr rund 1000 Tonnen grünen Wasserstoff in Brennstoffzellenqualität. Der Einsatz von Trailern erlaubt es Unternehmen und Kommunen aus der ganzen Region Stuttgart zeitnah lokal produzierten grünen Wasserstoff zu beziehen. Zudem ermöglichen die Trailer die zeitgleiche Befüllung, Speicherung und Kundenbelieferung mit grünem Wasserstoff in einem Radius von 50 Kilometern um die Erzeugungsanlage. Dadurch ergänzen die Trailer die Wasserstoffpipeline im Neckartal, die im Rahmen des Förderprojekts H2 GeNeSiS (H2G) entstehen soll. Die Pipeline bildet das Kernelement eines Marktplatzes mit Wasserstofferzeugern und Nutzenden. H2G ist ein von der EU und dem Ministerium für Umwelt und Klima des Landes Baden-Württemberg geförderte Gemeinschaftsprojekt, an dem neben den SWS, die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, die Stadtwerke Esslingen, das Steinbeis-Innovationszentrum Energieeffiziente und emissionsfreie Technologien (SIEET) und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) zusammenarbeiten. Mit dem im Rahmen von H2G umzusetzenden System (Pipeline) wird es möglich, lokale Kunden mit Wasserstoff zu versorgen.
Eine Lieferung von grünem Wasserstoff in die Region Stuttgart ist bisher nicht möglich. Ein diskriminierungsfreier Zugang zur Trailerstation ermöglicht es auch Dritten, wie beispielsweise Unternehmen oder Logistikdienstleistern, sowohl grünen Wasserstoff am GH2S abzunehmen als auch in die Pipeline einzuspeisen. So versprechen sich die Antragstellenden eine leistungsfähige und resiliente Wasserstoffinfrastruktur mit regionaler Reichweite.
Ausschreibungsrunde 2024
Die Einreichungsfrist für die Ausschreibungsrunde 2024 ist Mitte April abgelaufen. Aktuell werden die Vorhabenskizzen durch eine externe Jury geprüft. Im Herbst 2024 ist eine Jurysitzung vorgesehen, in der über die Kofinanzierung der Vollanträge entschieden wird. Die letztendliche Förderentscheidung trifft der Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung der Regionalversammlung, voraussichtlich im vierten Quartal 2024.
Über weitere Ausschreibungsrunden wird an dieser Stelle informiert.
Alle weiteren Informationen zur Kofinanzierungsrichtlinie finden sich hier:
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