STUTTGART: Das Kurzstrecken-Ticket muss auch in der S-Bahn gelten. An dieser Forderung hält der Verkehrsausschuss einstimmig fest. Er hat deshalb in seinem Tarif-Workshop am Montag, 5. Mai die Geschäftsstelle des Verbands Region Stuttgart beauftragt, sich erneut bei den Partnern im VVS für ein S-Bahn-Kurzstrecken-Ticket einzusetzen.
Außerdem schlägt der Verband Region Stuttgart die Einführung eines ÖPNV-Tickets für die Metropolregion Stuttgart vor. Er hat vier Grundsätze aufgestellt, die die Kooperation des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) mit den Verkehrsverbünden aus den Nachbarregionen ermöglichen könnten. „Wir werden ein Metropolen-Ticket auf die Tagesordnung des Koordinierungsausschusses Europäische Metro-polregion setzen und in den VVS-Aufsichtsrat einbringen“, kündigte Regionaldirektor Dr. Bernd Steinacher an. Zwei weitere Anliegen des Verbands Region Stuttgart, die Neueintei-lung der Tarifzonen und eine 10er-Streifenkarte nach dem Münchener Vorbild, würden geprüft, sagte VVS-Geschäftsführer Dr. Witgar Weber zu. Für eine flexible (Mehr)Tageskarte, wie sie vom Verband Region Stuttgart vorgeschlagen wurde, sieht er keinen Bedarf.
Metropolen-Ticket stärkt die regionale Identität
Mobilität sei ein zentrales Thema, machte Wirtschaftsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler im Tarif-Workshop deutlich. „Durch den Abbau von tariflichen Hürden können wir die regionale Identität stärken“, ist Dr. Wurmthaler überzeugt. Zum Teil gebe es bereits punktuelle Tarifkooperationen, zum Beispiel zwischen Beilstein im Kreis Heilbronn und dem VVS. Meist gelte das VVS-Ticket jedoch außerhalb der Regionsgrenze nicht mehr. Für den Landkreis Göppingen, der zur Region Stuttgart gehört, allerdings nicht zum VVS-Gebiet, werden die Möglichkeiten einer Ausdehnung des VVS-Tarifs derzeit untersucht. Für Regionaldirektor Dr. Bernd Steinacher ist klar: „Wenn wir ein Metropolen-Ticket wollen, müssen alle Beteiligten über ihren Schatten springen“. Denn, um zwischen VVS und den angrenzenden Verkehrsverbünden Verkehrsgesellschaft Bäderkreis Calw (VGC, Landkreis Calw), Verkehrsverbund Pforzheim-Enzkreis (VPE, Enzkreis), Heilbronner Verkehrsverbund (HNV, Landkreis Heilbronn), dem Ostalbkreis sowie dem Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (Naldo, Landkreise Reutlingen und Tübingen) um dem Kreis-verkehr (LK Schwäbisch Hall) eine Kooperation hinzubekom-men, sind öffentliche Zuschüsse notwendig.
VVS-Tarif als Grundlage
Der Verband Region Stuttgart schlägt vor, den VVS-Tarif als Grundlage für verbundübergreifende Fahrten mit Bussen und Bahnen innerhalb der Metropolregion zu machen, und zwar auf allen Linien. Für Fahrten beispielsweise zwischen Heilbronn, Tübingen und Stuttgart würden Fahrgäste nur noch ein Metropolen-Ticket benötigen. Mögliche Einnahmeverluste au-ßerhalb des VVS-Gebiets sollten von den jeweiligen Räumen getragen werden. Im Gegenzug müssten sich die neu hinzukommenden Räume nicht an der Grundfinanzierung des VVS beteiligen. Denn die neuen Partner würden nicht Gesellschafter im VVS, sondern die tarifliche Kooperation würde mit einem Vertrag geregelt werden. Dass es ein langwieriger Weg werden könnte, bis das Metropolen-Ticket Wirklichkeit ist, ist den regionalen Verkehrspolitikern klar. Doch der erste Schritt ist gemacht und Dr. Steinacher ergänzt: „Auf dieser Grundlage werden wir jetzt mit der Überzeugungsarbeit für ein Metropolen-Ticket beginnen“.
Region lässt beim Kurzstrecken-Ticket nicht locker
Der Verband Region Stuttgart hält an der Forderung nach ei-nem S-Bahn-Kurzstrecken-Ticket fest . Das neue VVS-Kurzstrecken-Ticket kostet ein Euro und gilt seit 2006 und zwar nur in Bussen und Stadtbahnen bis zur dritten Halte-stelle nach dem Einstieg. Die Fahrgäste in S-Bahnen und Nachtbussen müssen hingegen ein Einzelticket lösen, also im Vergleich zum Kurzstrecken-Ticket 90 Cent mehr bezahlen. „Das ist eine Ungleichbehandlung, die wir nicht weiter hinnehmen wollen“, gibt Regionaldirektor Dr. Bernd Steinacher die Meinung der Regionalräte wieder. Fraktionsübergreifend sei signalisiert worden, dass man beim Thema Kurzstrecken-Ticket für die S-Bahn und Nachtbusse nicht locker lassen werde. Ein Anliegen, das der VVS nicht teilt. Nach Meinung von VVS-Geschäftsführer Dr. Witgar Weber habe sich die „neue Regelung auch aus Kundensicht vollauf bewährt“.
Der Verband Region Stuttgart ist Aufgabenträger für die S-Bahn in der Region Stuttgart. Als Hauptfinancier der so genannten Verbundstufe zwei gewährleistet er, dass auch in den Bussen der Region Stuttgart sowie in den Regionalzügen der VVS-Tarif gilt . Der Verband Region Stuttgart ist 20-prozentiger Gesellschafter des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart GmbH.
