Mit dem Ziel, den Schienenverkehr in der Region deutlich zu stärken, treibt der Verband Region Stuttgart die Qualitätsoffensive für den Schienenknoten Stuttgart (QSS) konsequent voran. In der Sitzung des Verkehrsausschusses wurde ein umfassender Überblick über den aktuellen Planungs- und Umsetzungsstand der Maßnahmen gegeben sowie über die aktuelle Kostenentwicklung informiert. Die QSS-Maßnahmen sollen dazu dienen, das S-Bahn-Angebot in der Region spürbar zu erweitern, Verspätungen zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit des Systems deutlich zu erhöhen. Der im Jahr 2020 geschlossen Planungsvertrag umfasst Planungsleistungen bis zur Entwurfsplanung für alle Maßnahmen und hat ein Volumen von 15,7 Mio. €.
Zwischenzeitlich befinden sich 10 Projekte in der Umsetzung. Das Vertragsvolumen für die Umsetzung dieser Maßnahmen beträgt insgesamt 80,3 Mio. €. Somit werden aktuell knapp 100 Mio. € in die Verbesserung der Infrastruktur investiert. Vom Land werden Fördermittel in Höhe von rund 52 Millionen Euro erwartet; bisher wurden Bescheide in Höhe von 4,7 Millionen Euro erteilt. Der Verband Region Stuttgart finanziert derzeit ca. 12 Mio. € an erwarteten Fördermitteln vor.
Maßnahmen und Verbesserungen
Zahlreiche Projekte bringen bereits kurzfristig spürbare Verbesserungen für die Fahrgäste des S-Bahn-Systems:
Stuttgart-Feuerbach – erste QSS-Maßnahme geht in Betrieb: Elektrifizierung, neuer Bahnsteig und Weichenverbindung
In Stuttgart-Feuerbach entsteht mit der Elektrifizierung eines zusätzlichen Gleises und dem Bau eines neuen Bahnsteigs ein wichtiger Knotenpunkt im S-Bahn-Netz. Beide Maßnahmen sind fertiggestellt und werden Ende Juli 2025 in Betrieb genommen. Der Bahnsteig steht dank des Engagements bereits zur Stammstreckensperrung zur Verfügung und hilft in der Zeit, S-Bahnen über Zuffenhausen hinaus bis nach Feuerbach zu führen. Ab dem 8. September 2025 kann dann die S62 bis nach Feuerbach fahren und am neuen Bahnsteig halten.
Nürtingen – Wendlingen – Oberboihingen: S-Bahn-Verlängerung ins Neckartal
Die geplante S-Bahn-Verlängerung bis Nürtingen wird in zwei Stufen umgesetzt: Zunächst erfolgt mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 die Anbindung bis Wendlingen. Voraussichtlich ab 2027 erfolgt dann die Weiterführung bis Nürtingen. Die Maßnahmen umfassen den Neubau eines barrierefreien Bahnsteigs in Nürtingen sowie Anpassungen in Wendlingen und Oberboihingen. In Wendlingen sind die Bauarbeiten abgeschlossen und die Abnahme ist erfolgt. Da in Oberboihingen die vorhandenen Bahnsteige mit rund 190 m für S-Bahn-Langzüge zu kurz sind, müssen dort zusätzlich zu den Höckern die Bahnsteige verlängert werden. Durch das Zusammenspiel der Landes- und S-Bahnverkehre entsteht mit der neuen S-Bahn Linie der Schienen-Ringschluss vom Flughafen ins Neckartal über Nürtingen und Plochingen.
Bad Cannstatt: Stufenloser S-Bahn-Einstieg nach Stuttgart 21
Am Bahnhof Bad Cannstatt ist nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 vorgesehen, den Bahnsteig an Gleis 1 künftig ausschließlich für die S-Bahn zu nutzen. Um den barrierefreien Einstieg sicherzustellen, wird der Bahnsteig vollständig auf 96 cm angehoben. Die Umsetzung erfolgt aus betrieblichen Gründen erst nach Abschluss des Projekts Stuttgart 21. Der Bahnsteig befindet sich derzeit noch in der Entwurfsplanung.
Überleitstelle Birkenkopf: Mehr Flexibilität bei Störungen
Die neu gebaute Überleitstelle zwischen Schwabstraße und Vaihingen schafft erstmals die Möglichkeit, zwischen den beiden S-Bahn-Gleisen zu wechseln. Dies verbessert die Betriebsstabilität in diesem Bereich insbesondere bei Unregelmäßigkeiten und ermöglicht eine flexiblere Nutzung der Infrastruktur. Die Inbetriebnahme erfolgt gemeinsam mit dem Digitalen Knoten Stuttgart im Rahmen des Projekts Stuttgart 21.
Geschwindigkeitserhöhung auf der Stammstrecke: Stabilerer Fahrplan
Durch geplante Geschwindigkeitsanpassungen im Hasenbergtunnel talwärts (bis zu 100 km/h) und auf der Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße (bis zu 80 km/h) in beide Richtungen können verspätete Züge künftig wieder in den Takt zurückgeführt werden. Dies erhöht die Zuverlässigkeit insbesondere im engen Fahrplanbetrieb. Auch dieses Projekt wird gemeinsam mit dem Digitalen Knoten Stuttgart und dem Projekt Stuttgart 21 in Betrieb gesetzt.
Böblingen: Neue Wendegleise und Weichenverbindungen
Die Verlängerung des Wendegleises für S-Bahn-Langzüge sowie zusätzliche Weichen im Bahnhof Böblingen erhöhen die betriebliche Flexibilität im Regelbetrieb für die zukünftig dort endende und wendende S5 aus Bietigheim. Aber auch bei Verspätungen, Bauarbeiten oder im Störungsfall kann das Gleis dann zukünftig von S-Bahn Langzügen genutzt werden. Mit dem Bau der Verlängerung des Wendegleises soll noch dieses Jahr begonnen werden.
Im Nordkopf des Bahnhofs Böblingen werden zusätzlich weitere Weichen vorgesehen. Diese Weichenverbindung befindet sich derzeit noch im Planungs- und Genehmigungsstadium.
Vaihingen: Umbau und neue Abstellmöglichkeiten
In Stuttgart-Vaihingen entsteht durch neue Weichenverbindungen und neue Abstellanlagen eine engere Verknüpfung von Regional- und S-Bahn-Verkehr. Dies eröffnet zusätzliche Fahrmöglichkeiten, verbessert die Einsatzplanung der Züge und schafft weitere Abstellmöglichkeiten für die S-Bahn. Ein Teil der Maßnahmen ist bereits umgesetzt. Genutzt werden kann der Umbau dann nach Inbetriebnahme der neuen digitalen Stellwerkstechnik im Rahmen des Projekts Stuttgart 21.
Abstellanlagen in Bietigheim, Kornwestheim und Esslingen
Die neuen Abstellanlagen erhöhen die betriebliche Reserve im Netz und ermöglichen einen wirtschaftlicheren Fahrzeugeinsatz – insbesondere bei Taktverdichtungen oder Linienverlängerungen.
15-Minuten-Takt auf der S60: Mehr Angebot im Raum Böblingen–Renningen
Mit der geplanten Einführung eines Viertelstundentakts auf der S60 wird ein wichtiger Lückenschluss im S-Bahn-Netz erzielt. Das optimierte Betriebskonzept mit dem Arbeitstitel S66 sieht vor, dass ausgehend von der S6/S60 im heutigen Zustand (15-Minuten-Takt Weil der Stadt, 30-Minuten-Takt Böblingen) die zusätzlichen Zwischentaktzüge der S60 zwischen Böblingen und Renningen in der Hauptverkehrszeit ab Renningen ohne Vereinigung bzw. Flügelung perspektivisch bis in die Stuttgarter Innenstadt geführt werden, so dass sie die Funktion der heutigen Linie S62 übernehmen. Voraussetzung hierfür ist der Ausbau digitaler Leit- und Sicherungstechnik (Baustein 3 des Digitalen Knotens Stuttgart). Auf Grundlage der durchgeführten Eisenbahnbetrieblichen Untersuchungen kann nun in die Planung der erforderlichen Infrastruktur eingestiegen werden.