Springen Sie zum Inhalt
Verband Region Stuttgart

Wir haben viele interessante Themen.

Auf den folgenden Seiten gibt es daher weitergehende Informationen:

Presseinformationen |

IBA’27 StadtRegion Stuttgart: Herausforderungen und Innovationen prägen die Bauausstellung

Andreas Hofer, Intendant der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27), stellte am Mittwoch in der Regionalversammlung den aktuellen Stand der IBA’27 vor und gab einen Ausblick auf das Ausstellungsjahr. Trotz Herausforderungen bietet die Bauausstellung vielfältige Einblicke in das Bauen von morgen und innovative Planungs- und Bauprozesse.

Die IBA’27 wurde vor sechs Jahren auf Initiative der Region Stuttgart gemeinsam mit der Stadt Stuttgart und weiteren Partnerinnen und Partnern ins Leben gerufen, um mit praktischen Beispielen einen »vorausschauenden Strukturwandel« in der Region voranzutreiben.

Die Resonanz auf die IBA’27 sei seit dem Start überwältigend, berichtete Hofer in der Regionalversammlung am Mittwoch. Die fast 190 Bewerbungen und über 100 Vorhaben, die in das IBA-Netzwerk aufgenommen wurden, spiegelten die hohe Akzeptanz der Bauausstellung wider. Aus diesen Einreichungen wurden bisher 26 offizielle IBA’27-Projekte ausgewählt, davon zehn in Stuttgart und 16 in den umliegenden Landkreisen.

Die von der IBA’27 aufgerufenen Themen seien dicht an der Zeit: Nutzungsmischung in der »Produktiven Stadt«, bezahlbares Wohnen, Anpassung der Quartiere an die Klimakrise, zukunftsfähige Mobilitätskonzepte und öffentliche Räume als Orte des täglichen Zusammenlebens. Die Bauausstellung zeichne mit ihren Projekten bereits jetzt ein neues Bild der Region Stuttgart als vernetzte, vielfältige und urbane Region, die sich auf neue Mobilitätsmuster sowie den Klima- und Energiewandel einstelle. Darüber hinaus zeigten IBA-Projekte Innovationen für zukunftsfähiges und nachhaltiges Bauen mit neuen Materialien und Bautechnologien.

Projektträger nutzen IBA als Chance in der Krise

„Die antizipierten Krisen, die zur Gründung der IBA führten, haben die Region schneller erreicht als erwartet“, so Hofer. Insbesondere die aktuelle Lage in der Bau- und Immobilienwirtschaft sei eine große Herausforderung für viele Projekte: Die schnelle Erhöhung der Zinsen und die enormen Baukostensteigerungen führten zu Unsicherheiten und Herausforderungen; dies zu einem Zeitpunkt, bei dem die Realisierung in Angriff genommen werden muss. Umso erfreulicher sei es, dass viele Bauträger ihre Projekte beherzt vorantreiben.

Bei einigen großen Quartiersprojekten, die auf Investoren angewiesen seien, sei allerdings absehbar, dass sich die Entwicklung verzögere und bis 2027 nicht das ursprünglich erhoffte Bauvolumen erreicht werde. Während sich auf der einen Seite die Transformation großer Areale zu vielfältigen Quartieren als zukunftsfähige Antwort erwiesen habe, sei es nicht einfach, die erforderlichen Investitionssummen in unsicherer Zeit zu mobilisieren. Überdies brauche es viel Überzeugungsarbeit seitens der IBA, den Mut und die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele nicht aus den Augen zu verlieren. „Die Krise ist eine Chance, die beharrenden Kräfte sind aber gerade in der Immobilienbranche stark“, so Hofer.

Bezahlbarer Wohnraum als Herausforderung

Dringlich und gleichzeitig fast unlösbar sei die Aufgabe, unter den derzeitigen Rahmenbedingungen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zusammen mit den Projektträgern setze sich die IBA’27 intensiv mit den aktuellen Herausforderungen des Wohnungsmarktes wie hohen Kosten und dem regulatorischen Korsett aus Gesetzen, Normen und Haftungsfragen auseinander. Verschiedene Projekte der IBA’27 planten neue Grundrisstypologien, die den Wohnflächenbedarf für die wachsende Zahl von Kleinhaushalten reduzierten. Mit Standardisierung, effizienteren Planungs- und Bauprozessen, seriellem Bauen, einfachen und technikreduzierten Häusern würden die IBA-Projekte einen Beitrag zur überfälligen Bauwende leisten.

In der Summe gebe es eine gute Basis für die Ausstellung 2027: Aus heutiger Sicht wird die IBA an 40 bis 50 Standorten in der ganzen Region Bauten, Baustellen und vielversprechende Pläne zeigen können. „Somit können die Menschen 2027 alle Phasen der Quartiersentwicklung vor Ort erleben“, so Hofer. Ein wichtiges Thema sei nun auch, wie es nach 2027 weitergeht: „Die IBA-Projekte werden nach 2027 weitergebaut, einige Themen der IBA wie die Transformation des Neckars zu einem produktiven Lebensraum sind Generationenaufgaben. Wir müssen daher gemeinsam ein Konzept entwickeln, um die Qualität der Projekte dauerhaft zu sichern und das mit der IBA’27 aufgebaute Know-How für innovative Planungsprozesse und Quartiersentwicklungen auch institutionell zu verstetigen.“

Stimmen der Fraktionen

„Es geht bei der IBA nicht darum, einfach nur schöne Gebäude zu erstellen, sondern Antworten auf drängende Fragen einer Wohnbevölkerung von 2,8 Mio. Menschen zu finden.“ konstatierte Andreas Koch (CDU/ÖDP). „Wie verträgt sich der hohe Stellenwert der Natur mit dem größer werdenden Siedlungsdruck und dem Wunsch nach mehr Wohnraum pro Person?“ Auch Antworten auf diese Fragen solle die IBA geben. „Viele drängende Zukunftshemen wie Nachhaltigkeit, klimaneutraler Betrieb, CO2-Einsparung und Kreislaufwirtschaft tauchen in IBA-Projekten auf“, so Koch. Diverse Projekte in den Landkreisen der Region seien schon auf den Weg gebracht worden. Dennoch habe die Krise in der Bauwirtschaft einigen Projekten schwer zugesetzt. Zum Teil werde das gesamte Potenzial erst zu einem späteren Zeitpunkt sichtbar, so Koch. „Umso wichtiger ist es, dass das Jahr 2027 nicht den Schlusspunkt für innovative Ansätze beim Bauen in der Region markiert, sondern die aufgebrachten Themen weiterbearbeitet werden.“

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Irmela Neipp-Gereke (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), „denn der IBA ist es gelungen aktuell 26 Projekte auch weit über die Landeshauptstadt hinaus in unserer Region zu initiieren.“ Die IBA’27 wolle mehr ausstellen als Architektur, es gehe um gesellschaftliche Zukunftsthemen – „allen voran den Klimaschutz!“, betonte Neipp-Gereke. Größte Herausforderung für die IBA sei die Kette an multiplen Krisen, die Sponsoren wie Investoren verunsicherten. „Von daher ist es nachvollziehbar, dass sich Projekte langsamer weiterentwickeln als geplant.“ Unbedingte politische Aufgabe der Regionalversammlung sei es, „rechtzeitig über das Präsentationsjahr 2027 hinauszudenken und zu planen“, mahnte Neipp-Gereke. Sie schlug dazu vor, ein weiteres Kofinanzierungsprogramm für die Zeit nach 2027 zu installieren. „Unsere Fraktion ist sich sicher, dass wir trotz aller Widrigkeiten einem erfolgreichen IBA-Präsentationsjahr von internationalem Renommee entgegensehen können“, so Neipp-Gereke.

„Wir freuen uns über das Erreichte“, konstatierte Andreas Hesky (Freie Wähler). „Das unterscheidet uns von denjenigen, welche immer das Glas halb leer sehen.“ Niemand könne erwarten, dass alles, was vor sieben Jahren angedacht wurde, bis 2027 umgesetzt sein wird. „Die IBA ist auf das Gleis gesetzt worden, sie hat einen guten Start hingelegt.“ Unvorhergesehene Ereignisse seien nicht vom IBA-Team oder den Projektbeteiligten zu verantworten, betonte Hesky. Die bis 2027 fertiggestellten Projekte könnten sich sehen lassen, aber auch danach werde es weitergehen, so Hesky, „weil auch die Transformation der Region Stuttgart weit über das Jahr 2027 hinaus andauern wird.“ Aus Sicht der Freien Wähler werde die IBA ihre selbst gestellten Erwartungen erfüllen. „Die IBA ist mehr als spektakuläre Bauten – sie ist eine Frage der Haltung.“

Dr. Jürgen Zieger (SPD) sieht es als Anspruch jeder IBA, „weit über das Präsentationsjahr hinaus Beispiele zu präsentieren, die in einer transitorischen Welt funktionieren können.“ Seine Partei fragte sich, ob die IBA trotz der Absagen geplanter, vielversprechender Projekte noch ihren selbst formulierten Thesen gerecht werden könne. „Das vorgestellte Portfolio repräsentiert diese Ansprüche, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Sichtbarkeiten“, resümierte Zieger. Nach wie vor offen sei, in welchem Umfang die große soziale Frage nach bezahlbaren Mieten für ökonomisch schwächere Haushalte eingelöst werden könne. „Die Projekte repräsentieren aktuell auf jeden Fall Meilensteine des Wandels“, betonte Zieger.

Die IBA sei in ein unglückliches zeitliches und wirtschaftspolitisches Umfeld gerutscht, das ihr die Erfüllung ihres Auftrags erschwere, so Christian Köhler (AfD/FR). „Wenn Unfertiges präsentiert werden muss, ist das Symbolbild für das gesamte Land, in dem nichts mehr so recht gelingen will.“ In diesem Gesamtbild sei die IBA entschuldbar. Der Mensch werde in den Projekten als naturschädliches Wesen konzipiert, das man kleinhalten muss. Die Architektur sei eine „Anpassung an den herrschenden Nachhaltigkeits- und Transformationsdiskurs der Obrigkeit und hat keine Gegner.“ Das mache die Sache trist, langweilig und vorhersehbar, schloss Köhler.

Albrecht Braun (FDP) hält Zwischenbilanzen zur Arbeit der IBA für nötig, „weil wir hier mit dem Geld unserer Bürgerinnen und Bürger arbeiten.“ Noch rund 1.000 Tage seien es bis zur Eröffnung. „Die Frage ist: Passiert genug, damit wir in 1.000 Tagen zufrieden dastehen?“ Die Menschen in ihrem Umfeld abzuholen sei nicht unkompliziert. „Da gibt es einerseits Träume von den eigenen vier Wänden, andererseits die Notwendigkeit, auch Flächen für Produktion, Handel, Logistik und Gewerbe bereitzustellen.“ Braun schloss: „Wir müssen 2027 Konzepte für die nächsten 100 Jahre bieten, die diese fortschreiben.“

Christoph Ozasek (DIE LINKE/PIRAT) war überzeugt: „Die IBA ist ein Erfolg, weil in ihr und durch sie die Vision einer gerechten Zukunft für unsere Städte keimen kann.“ Wer sich der Verantwortung unter erschwerten Randbedingungen stelle, das seien gemeinwohlorientierte Initiativen, Genossenschaften und kommunale Wohnbaugesellschaften. „Weil es eben nicht um die Kapitalrendite geht, sondern um die Menschen,“ so Ozasek. „Die IBA wird uns mit neuem baukulturellem Erbe beschenken und biegt nun in die Zielgerade ein.“

 

Pressemitteilung als PDF-Download

Immer auf dem aktuellen Stand Unser Newsletter

Der Verband Region Stuttgart informiert via Newsletter aus der Region für die Region: Politische Entscheidungen, Veranstaltungen, spannendes Hintergrundwissen. Wenn auch Sie künftig den Newsletter kostenlos abonnieren wollen, dann registrieren Sie sich.

* = Pflichtfeld

Zurück

Immer auf Empfang

Sie benötigen weitere Informationen, haben Fragen oder wollen uns etwas mitteilen? Dann melden Sie sich gerne. Wir freuen uns über Ihre Nachricht.

Kontaktieren Sie uns