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Verband Region Stuttgart

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Klimawandel – Realität in der Region

Erster digitaler Klimaatlas für die komplette Region Stuttgart im Planungsausschuss vorgestellt

STUTTGART: Hitzewellen, Überschwemmungen und kräftige Stürme – auch in der Region Stuttgart haben wir einen ersten Vorgeschmack davon erhalten, was passieren könnte, wenn der globale Klimawandel und die Erderwärmung fortschreiten. Um die Aspekte des Klimas bei der Regionalplanung berücksichtigen zu können, braucht der Verband Region Stuttgart aktuelle Daten. Diese liegen mit dem digitalen Klimaatlas nun erstmals für die komplette Region Stuttgart vor. Erstellt wurde das Werk vom Team der Abteilung Stadtklimatologie der Landeshauptstadt unter Leitung von Professor Dr. Jürgen Baumüller.

„Das Thema ist in seiner ganzen Breite bearbeitet worden“, sagte Regionaldirektor Dr. Bernd Steinacher heute im Planungsausschuss. Deutlich werde, dass die über den Regionalplan geschützten Grünzüge und Grünzäsuren neben der Freiraumsicherung auch immer größere Bedeutung für das Wohnklima haben. Sie stellten ein „regionales Klimagerüst“ dar.

Auch wenn den Prognosen des Klimaatlas kein „Horrorszenario“ zu Grunde liege, sondern der günstigste Fall, werde der Klimawandel „ganz erhebliche Veränderungen bei den Jahresmitteltemperaturen bringen“, so Dr. Steinacher weiter. Die Klimadaten seien eine wichtige Grundlage für die kommunale Bauleitplanung und könnten für die Flächennutzungspläne eins zu eins übernommen werden. Dr. Steinacher: „Unser Ziel muss es sein, die Daten zu nutzen, um die Folgekosten des Klimawandels zu reduzieren.“

Und die sind gewaltig, wie Professor Dr. Jürgen Baumüller ausführte. Auf die Region Stuttgart heruntergebrochen bezifferte er die Kosten für Klimaschäden bis 2050 zwischen 12 und 30 Milliarden Euro. Er geht von „massiven Klimaveränderungen“ aus, wie eine Prognose des Klimaatlas zeigt. Vorausgesetzt die Temperatur würde sich durchschnittlich um zwei Grad Celsius erhöhen, werden sich die Tage mit Wärmebelastung bis zum Ende dieses Jahrhunderts verdoppeln. Konkret heißt dies: In der Region Stuttgart werden wir an über 30 Tagen im Jahr bei Temperaturen über 30 Grad Celsius schwitzen. Davon wären auch wesentlich mehr Regionsbürger betroffen als heute, nämlich nicht mehr nur 5 Prozent der Region, sondern 57 Prozent.

Grundlegende Informationen und Hilfen für die Planung

Der Klimaatlas gibt grundlegende Informationen über Wind, Sonnenstrahlung, Temperatur und Niederschlag in der Region Stuttgart. Darauf aufbauend werden Aussagen getroffen, wo Kaltluft entsteht und wie der Luftaustausch vonstatten geht. Aus den so genannten Klimaanalysekarten lässt sich die Luftbelastung in verschiedenen Bereichen der Region Stuttgart ablesen. Der Klimaatlas gibt aber auch Hinweise darauf, wie bebaute oder unbebaute Flächen den Luftaustausch beeinträchtigen oder fördern. Denn große Waldflächen oder Wiesen und Felder sind wichtige „grüne Lungen“ für die Region.

Wesentliche Erkenntnisse aus dem Klimaatlas sind bereits in die laufende Aktualisierung des Regionalplans eingeflossen. So wurden die Grünzüge und Grünzäsuren, die nicht bebaut werden dürfen, und als freie Flächen wichtige Funktionen für die Kaltluftentstehung und den Luftaustausch haben, unter Berücksichtigung des Klimas abgegrenzt. Er bildet darüber hinaus eine wichtige Informationsquelle und Planungsgrundlage für Städte und Gemeinden. Ihnen sollen die Daten in Kürze zur Verfügung gestellt werden.

Der Klimaatlas – nach Professor Baumüller der „umfangreichste, der weltweit erstellt wurde“ - wurde von allen Fraktionen positiv aufgenommen.

Udo Goldmann (CDU) sieht durch das umfangreiche Datenmaterial die Grundzüge der Regionalplanfortschreibung bestätigt. Seiner Auffassung nach wird das Klima ein weiteres, wichtiges Element zur Beurteilung der qualitativen Siedlungsentwicklung. Edeltraud Hollay (SPD) plädierte dafür, auf die Dinge Einfluss zu nehmen, „die wir mit unserer Planung beeinflussen können, um die Lebensqualität in der Region Stuttgart zu steigern.“ Alfred Bachofer (Freie Wähler) zeigte sich von der „praxisnahen, lebendigen und beeindruckenden Entscheidungsgrundlage“ überrascht. Mit dem Atlas werde der Klimawandel mit einer „guten Tiefenschärfe“ auf die regionale und lokale Ebene heruntergebrochen.

Es dürfe nicht bei der Diskussion der beeindruckenden und zum Teil erschreckenden Ergebnisse bleiben, sondern es müssten konkrete Maßnahmen formuliert werden, mahnte Beate Wittkopp (Grüne). Der Antrag ihrer Fraktion, eine Info-Veranstaltung für Kommunen zum Klimaatlas zu organisieren, wird weiterverfolgt.

Ulrich Scholtz (FDP) wollte gezielt wissen, wie das „umfangreiche Werk“ sich nun konkret in der Regionalplanung niederschlage. Egon Eigenthaler (Republikaner) plädierte dafür, die Konsequenzen aus dem Bericht für die Region herauszuarbeiten.

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