Während einer routinemäßigen Überprüfung wurde, während der Stammstreckensperrung im Sommer 2021, bei zahlreichen S-Bahn-Fahrzeugen ein erhöhter Verschleiß an den Rädern festgestellt. Da dies mit der Nutzung der Panoramabahn in Verbindung gebracht wurde, wurde von der S-Bahn Stuttgart dieser Verkehr sofort eingestellt und näher beleuchtet. Die Ergebnisse der Untersuchung und die Lehren für die kommenden Stammstreckensperrung im Sommer 2022 wurden am Mittwoch im regionalen Verkehrsausschuss vorgestellt. Beantragt hatten dies BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, SPD, FDP und DIE LINKE/PIRAT.
In den Sommerferien 2021 musste die Stammstrecke erstmals für einen sechswöchigen Zeitraum außer Betrieb genommen werden. Dies machte einen umfassenden Ersatzverkehr und die Umleitung der Züge zwischen Hauptbahnhof und Stuttgart Vaihingen über die sogenannte Panoramabahn nötig. Die Untersuchung der DB Systemtechnik stellte fest, dass es durch die intensive Nutzung der bogenreichen Panoramabahn zu einem erhöhten Verschleiß an den Rädern der Baureihe 423/ 430 zwischen Stuttgart West und Dachswald kommt. „Wir haben die Wendeschleife der S-Bahn an der Schwabstraße als eine Blaupause identifiziert. Schmierfette halten die Reibung von Schienen und den Rädern der S-Bahn-Fahrzeuge auch in engen Kurvenradien auf Normalniveau. Die Deutsche Bahn ist deshalb zuversichtlich, dass wir während der Sperrung der Stammstrecke in den diesjährigen Sommerferien das Betriebskonzept mit den drei S-Bahn-Linien über die Panoramastrecke durchgängig fahren können“, berichtet Rüdiger Weiß, Leiter Betrieb, Fahrplan, Vertrieb der DB Netz AG für die Region Südwest im Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart. Solche Maßnahmen sind nicht ungewöhnlich, sodass beispielsweise die Wendeschleife in der Schwabstraße über eine solche Anlage verfügt. Bei der S-Bahn Rhein-Ruhr wurde ähnliche Probleme bei Zügen der Firma Abellio ebenfalls auf diese Weise behoben. „Unsere Fahrgäste haben während der Sperrung der Stammstrecke im vergangenen Jahr das geänderte Fahrplanangebot der S-Bahn einschließlich der Busse sehr gut angenommen. Das ursprüngliche Konzept mit den drei S-Bahn-Linien über die Panoramabahn hat mit einer Pünktlichkeit von bis zu 99 Prozent zuverlässig funktioniert. Insofern werden wir auch in den kommenden Sommerferien dafür sorgen, dass die Menschen in der Region trotz Baustelle auf der Stammstrecke mobil bleiben“, sagte Dirk Rothenstein, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Bahn Stuttgart. Während der Sperrungen, die voraussichtlich bis 2025 erforderlich sind, wird neben der Modernisierung der Haltestellen auch wird auch die Technik instandgesetzt und digitalisiert.
Stimmen aus den Fraktionen
Helmut Noë (CDU/ÖDP) hielt es für wichtig, dass nach 40 Jahren die Instandsetzung der S-Bahn endlich angegangen werde. Er stellte jedoch klar: „Wir haben immer mehr Verkehr bestellt, dadurch werden die Zeitfenster für Instandsetzungsmaßnahmen immer enger, sodass es nur im Rahmen einer längeren Sperrung geht.“ Klar sei zudem, dass der Austausch der Technik und der Einbau der digitalen Technik über das normale Maß hinausgingen, sodass mehrere Sperrungen notwendig seien. Anfängliche Probleme hätte man in den Griff bekommen, was besser werden müsse, sei die Fahrgastinformation. Zudem bat er sich bei den kommenden Sperrungen mit der SSB abzustimmen, um parallele Baumaßnahmen möglichst zu verringern. Philipp Buchholz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) betonte die Rolle der Region als wirtschaftliches und kulturelles Herz des Landes und Wohnort für 2,8 Millionen Menschen. „Wir brauchen eine Infrastruktur, die ebenbürtig ist und den Menschen einen zuverlässigen Verkehr bietet.“ Die vorgestellte Planung ließe an der Zuverlässigkeit zweifeln. Er habe kein Verständnis für die Durchführung der Maßnahmen, da es möglich sein müsste mit Wochenendbaustellen auszukommen. Auch dafür, dass frühere Schmieranlagen außer Betrieb genommen und nicht ersetzt wurden fehle ihm das Verständnis. Er appellierte eindringlich die Maßnahmen zu beschleunigen und eine Sperrung 2025 verhindern, da in dieser Zeit auch die Stadtbahn erneuert würde und die Panoramabahn nicht zur Verfügung stünde.
Bernhard Maier (Freie Wähler) appellierte bei der Stammstreckensperrung und die Verschleißthematik nicht ins „Bahn-bashing“ zu verfallen. Klar sei, dass die Panoramabahn Gegenstand der Zukunftskonzepts für den Schienenknoten sei. Er hoffe deswegen auf baldmögliche Informationen für welchen Verkehr die Panoramabahn auch in Zukunft genutzt werden könne. Thomas Leipnitz (SPD) haben die vorgestellten Erkenntnisse nicht überrascht. Bei Baumaßnahmen müsse man aber die Kirche im Dorf lassen. „Wir brauchen eine leistungsfähige Infrastruktur, aber ohne Sperrung geht es nicht.“ Für ihn sei die zentrale Frage wie es mit dem Nordhalt aussehe. Für Joachim Hülscher (AfD) sei wichtig, dass rund um die Uhr gearbeitet würde, auch an Wochenenden. Er sei weit entfernt vom Bahn-bashing, appellierte jedoch die Arbeiten zu beschleunigen und eine Sperrung 2025 zu verhindern. Hans-Dieter Scheerer (FDP) betonte die Bedeutung der Panoramabahn als Ersatz für die Stammstrecke. Seine Fraktion befürworte seit Jahren eine zweite Stammstrecke, da diese nicht komme, müsse man die Panoramabahn ertüchtigen. „Ich hoffe, dass die Schmiermittel und Öle nicht ausgehen“, konstatierte er. Wolfgang Hoepfner (DIE LINKE/PIRAT) sei erschüttert, dass es früher Schmiermittelanlagen gab, die jetzt verschwunden seien. Er appellierte bei der nächsten Sperrung neben der Verschleißthematik auch die Fahrgastinformation und Beschilderung in den Griff zu bekommen.
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