STUTTGART: Die Region Stuttgart hat ihr Image als Standort zum Leben und Arbeiten größtenteils verbessert. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des Verbands Region Stuttgart und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) hervor, die heute im Wirtschaftsausschuss des Verbands Region Stuttgart vorgestellt wurde. Das Fazit von Regionalpräsident Thomas S. Bopp: „Es handelt sich um eine positive Bilanz, aber wir dürfen uns auf den Ergebnissen nicht ausruhen, sondern müssen uns bemühen, die Schwächen ausgleichen und die Stärken zu stärken“.
Unter den Großstadtregionen in Deutschland gehört die Region Stuttgart zur Spitzengruppe, wenn es nach Lebensqualität und der Qualität des Wirtschaftsstandortes geht. Im Vergleich zur ersten Befragung im Jahr 2001 wird der Standort von den Berufstätigen in Deutschland und von der Bevölkerung sowie Unternehmen der Region Stuttgart fast durchgängig besser bewertet. Auch die regional organisierte Politik erfährt eine größere Zustimmung. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass sich das Nahbild und das Fernbild voneinander entfernen. Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut 2.000 Menschen in Deutschland und in der Region Stuttgart und 200 Unternehmen in der Region Stuttgart repräsentativ befragt.
Ziel der Studie sei es, „Informationen darüber zu erhalten, ob und wie sich das Bild der Region Stuttgart bei relevanten Gruppen in Deutschland geändert hat“, so WRS-Geschäftsführer Dr. Walter Rogg. „Die Untersuchung liefert uns Hinweise darauf, welche Schwerpunkte wir im Standortmarketing, bei der Unternehmensansiedlung und bei der Fachkräftewerbung setzen sollen“.
Hohe Lebensqualität
Bei der Einschätzung der Lebensqualität in deutschen Großstadtregionen bleibt die Region Stuttgart auf Platz 3 nach München und Hamburg. Heute schätzen 30 Prozent der Befragten in Deutschland die Lebensqualität in der Region Stuttgart als „sehr gut“ ein, im Vergleich zu 22 Prozent bei der Befragung im Jahr 2001. Auch Aussagen wie „da ist viel los, da kann viel unternehmen“ oder „gutes Kultur- und Unterhaltungsangebot“ erhalten deutlich mehr Zustimmung. Ganz besonders erhöht hat sich die Standortzufriedenheit bei der eigenen Bevölkerung.
Modern und dynamisch
Wesentlich stärker als zuvor wird die Region Stuttgart heute von allen Befragten mit Begriffen wie modern, dynamisch und lebendig verbunden. „Bundesweit werden wir vor allem als bedeutender Wirtschaftsstandort wahrgenommen. Positiv zu werten ist, dass man uns viel stärker mit den Themen Modernität und Dynamik verbindet. Dazu hat die WRS mit einer verstärkten Technologiekommunikation seit der letzten Studie ihren Beitrag geleistet“, urteilt WRS-Geschäftsführer Rogg.
Zufriedene Unternehmer in der Region
Insbesondere die Zufriedenheit der ansässigen Unternehmen mit ihrem Standort ist noch weiter gestiegen. Dies drückt sich unter anderem in gesunkenen Abwanderungstendenzen und einer verbesserten Bewertung des Investitionsklimas aus. Der Investitionsstandort Region Stuttgart verbessert sich im Urteil der Unternehmer auf die Schulnote 1,6 und bleibt damit auf Platz eins.
Fremdbild und Selbstbild entfernen sich
Die gestiegene Wertschätzung in der eigenen Bevölkerung und bei den eigenen Unternehmen wird von den Befragten außerhalb der Region nicht durchgängig geteilt. Obwohl die sehr gute Lebensqualität allgemein geschätzt wird, erhalten die „Wohlfühlfaktoren“ wie „sympathisch“, „reizvolle Umgebung“ und „gesundes, angenehmes Klima“ aus der Entfernung weniger Zustimmung als 2001. „Uns fehlt von der Ferne betrachtet die emotionale Ausstrahlung“ bringt es WRS Geschäftsführer Rogg auf den Punkt.
Hohe Akzeptanz regionaler Politik
Die überwiegende Mehrheit der Menschen in der Region Stuttgart möchte, dass möglichst viele Aufgaben für die Region gemeinsam geregelt werden. 62 Prozent stimmen dieser Aussage zu, lediglich 23 Prozent sind der Auffassung, das bringe wenig. 43 Prozent der Befragten hat schon einmal vom Verband Region Stuttgart gehört, die große Mehrheit davon ist der Meinung, die Zusammenarbeit im Verband habe sich bewährt. Die regionale Wirtschaftsförderung ist bei drei Viertel der Unternehmer bekannt, ihre Arbeit wird überwiegend positiv bewertet.
Attraktiv für Studenten der Ingenieurswissenschaft
Eine gesonderte Befragung von 300 Studenten der Ingenieurswissenschaften zeigt, dass diese Gruppe auf gute Berufschancen und eine hohe Lebensqualität in einer Region besonderen Wert legt. In beiden Punkten schneidet die Region Stuttgart bei dieser Gruppe sehr gut ab und erfreut sich somit hoher Attraktivität.
Zuwanderer fühlen sich wohl
Innerhalb der Bevölkerungsumfrage hat das Institut für Demoskopie die Bewohner mit Migrationshintergrund besonders ausgewertet. Das Ergebnis legt nahe, dass sie sich gut integriert fühlen. Sie leben genau so gerne in der Region Stuttgart wie die deutschstämmige Bevölkerung und beurteilen das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in der Region sogar überdurchschnittlich positiv.
Positive internationale Ausstrahlung
Ein weiteres Befragungsmodul sollte Hinweise auf die internationale Ausstrahlung der Region Stuttgart ergeben. Dazu wurden in einer repräsentativen Quotenstichprobe 30 europäische Organisationen und internationale Unternehmen nach ihren Eindrücken von der Region Stuttgart befragt. Die große Mehrheit der Befragten glaubt, dass dieser ohnehin attraktive Standort künftig noch an Bedeutung gewinnen wird. Die Zusammenarbeit mit der Region bewerten 86 Prozent als erfolgreich. 90 Prozent waren mit der Unterstützung durch die regionale Wirtschaftsförderung „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“.
Die Bewertung der Fraktionen
„Es wird ein sehr klares Bekenntnis der Bevölkerung und der Unternehmen zur Region Stuttgart deutlich“, stellte Michael Euchner (CDU) fest. Dass die Region als modern, dynamisch und lebendig gelte, sei auch der guten Arbeit der Regionalpolitik zuzuschreiben. Er begrüßte die große Zustimmung der Bevölkerung, möglichst viele Aufgaben gemeinsam zu lösen, speziell im ÖPNV.
Jürgen Hofer (FDP) freute sich, dass der Wunsch seiner Fraktion, auch Bevölkerungsgruppen nach der Bekanntheit der Region zu fragen, aufgegriffen wurde. Was den Bekanntheitsgrad angeht, sei „noch einiges zu tun“.
Helmut Hartmann (SPD) erinnerte daran, dass die Umfrage zum Zeitpunkt „einer absoluten Hochkonjunktur“ gemacht worden sei. Seine Fraktion sehe Ansatzpunkte, durch eine kommunalfreundlichere Regionalplanung Pluspunkte zu sammeln. Man müsse sich außerdem mehr über die weicheren Standortfaktoren kümmern.
„Wir können uns freuen, dass der Wirtschaftsstandort wirklich herausragt. Das ist das Allerwichtigste“, sagte Heinz Kälberer (Freie Wähler).
Heike Schiller-Schenten (B’90/Grüne) hob hervor, dass sich die wirtschaftliche Situation inzwischen komplett gewandelt habe. Dies solle in die Interpretation der Untersuchungs-Ergebnisse einbezogen werden. Auch Fragen der Familienfreundlichkeit müsse man sich vertieft widmen.
„Ob es sich um eine Schönwetterprognose zu guten Zeiten handele, oder nicht, werde sich erst in einiger Zeit zeigen“, so Ulrich Deuschle (Republikaner). Aus heutiger Sicht müsste man auch Finanzierungsfragen stellen.“