STUTTGART: Der Verband Region Stuttgart wird mit dem Landkreis Ludwigsburg und den Anliegerkommunen Gespräche führen und anbieten, die Strohgäubahn in die regionale Zuständigkeit zu übernehmen. Diesen Beschluss hat der Verkehrsausschuss heute mit Stimmen von CDU, SPD, Grünen, FDP und Republikanern gegen die Stimmen der Freien Wähler gefasst. Er ist damit einem gemeinsamen Antrag von CDU und SPD gefolgt. Die in einem vom Landkreis und den Anliegern in Auftrag gegebenen Gutachten vorgeschlagene Verkürzung der Strohgäubahn auf den Abschnitt Korntal – Heimerdingen wurde von den Antragstellern als „Verschlechterung des ÖPNV-Angebots im nördlichen Teil der Region“ kritisiert.
Auswirkungen auf die S-Bahn
Unter einer Verkürzung der Strohgäubahn würde auch die S-Bahn leiden, sagte Wirtschaftsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler. Gerade die heute schon „enorm belastete S 6“ würde noch mehr Fahrgäste aufnehmen müssen. Die Folge: die Qualität würde leiden und Fahrgäste würden aufs Auto umsteigen. Die Region trage schon heute die Kosten von Korntal bis Feuerbach in Höhe von rund 430.000 Euro jährlich. Er plädierte dafür, „nicht alleine die Nebenbahnvariante zu diskutieren, sondern die Wechselwirkungen auf die S-Bahn in den Griff zu bekommen sind.“ Dr. Wurmthaler führte aus, dass bei der „Strohgäubahn ein Sanierungsbedarf von rund zwölf Millionen Euro“ bestehe.
Das Thema treibe die Kommunen im Strohgäu um, sagte Wolfgang Stehmer (SPD). Im Strohgäu stelle die Bahn das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs, vergleichbar mit S-Bahn-Linien in anderen Teilen der Region. Auf Dauer sei die Strecke vom Landkreis und den Anliegerkommunen nicht zu finanzieren. „Diese Strecke darf nicht im Zuständigkeitsgerangel zerrieben werden.“
Der Landkreis Ludwigsburg habe sich ausschließlich auf den Aspekt konzentriert, wie die Strecke am kostengünstigsten zu betreiben ist, sagte Rainer Ganske (CDU) und stimmte damit einer Einstiegsbemerkung von Regionalpräsident Thomas S. Bopp zu. Die Sichtweise des Landratsamtes Ludwigsburg „jede Lösung ist recht, Hauptsache nicht mit der Region Stuttgart“ sei „rückwärtsgewandt“ nicht zukunftsweisend, so Bopp eingangs.
Rainer Ganske (CDU) vermisste bei der Abwägung in Ludwigsburg die Belange der Fahrgäste. Die Region sei bei dem Thema gefordert, weil die Strohgäubahn eine Verstärkerfunktion für die S-Bahn darstelle. „Wir übernehmen nicht jede marode Strecke“, sagte er. Die von der Region 2003 beschlossenen Kriterien, wonach unter anderem Investitionskosten nachgeholt werden müssen, seien verbindlich.
Für Rainer Gessler (Freie Wähler) ist die verkürzte Variante eine Möglichkeit, „die Strohgäubahn deutlich attraktiver zu machen“.
Dr. Wolfgang Weng (FDP) sprach sich gegen eine Regionalisierung der Strohgäubahn aus. Die Beteiligten sollten allerdings an einen Tisch, um zunächst die Fakten und die finanziellen Auswirkungen zu klären.
Dem Geschäftsordnungsantrag von Bernhard Maier (Freie Wähler), die Entscheidung zu vertagen, fand keine Mehrheit. Sollte die Strohgäubahn auf die Region übergehen, prophezeite er, dass künftig alle Nebenbahnen unter der Regie rollen. Es werde zu einem „Dominoeffekt“, zu „gewaltigen Verwerfungen“ und einer Verschiebung in der Verkehrsfinanzierung kommen. Er zweifelte die Regionalbedeutsamkeit der Strohgäubahn an und sagte rechtliche Auseinandersetzungen voraus.
Die Nebenbahnen sind beim Verband Region Stuttgart besser aufgehoben als bei den Kreisen, sagte Josef Matschiner (Grüne). Wenn die Strohgäubahn zur „Schrumpfbahn“ verkomme, sei sie im Bestand gefährdet.
Für Peter Huber (CDU) ist klar, „dass die Bahn bis nach Stuttgart fahren muss.“ Ein Bus sei keine Alternative.