STUTTGART/PLOCHINGEN: Zwei fabrikneue S-Bahn-Fahrzeuge der Baureihe 430 fahren heute erstmals regulär im Netz der S-Bahn Stuttgart. Die von der Firma Bombardier Transportation hergestellten Fahrzeuge feierten auf der Fahrt von Plochingen nach Böblingen (S1) Deutschlandpremiere im regulären Betrieb. Sie sind die ersten von insgesamt 87 Fahrzeugen.
„Auf diesen Tag haben wir lange und mit Hochdruck hingearbeitet“, freut sich Hans-Albrecht Krause, Sprecher der S-Bahn Stuttgart. „Wir wollen nun Erfahrungen unter realen Bedingungen sammeln. Deshalb werden wir die nach und nach eintreffenden Fahrzeuge ab sofort sporadisch im Fahrgastbetrieb einsetzen.“ „Die neuen Fahrzeuge sind die sichtbarste Verbesserung unseres Vertrags mit der DB Regio AG. Wir haben darin Wert auf mehr Komfort für die Fahrgäste gelegt. Und Vorgaben gemacht, die der Region nun die modernste S-Bahn-Flotte Deutschlands bringen“, führt Wirtschaftsdirektor Dr. Jürgen Wurmthaler vom Verband Region Stuttgart aus. Die Gesamtinvestitionen von über 450 Millionen Euro trage DB Regio alleine. Am Verband Region Stuttgart, und damit am Steuerzahler, bleibe außer dem ohnehin fälligen Zuschuss pro Zug-Kilometer nichts hängen. „Und dieser Zuschuss ist im neuen Verkehrsvertrag günstiger geworden“, sagt Dr. Wurmthaler.
Die neuen Fahrzeuge erfüllen europäische Vorgaben zur Sicherheit im S-Bahn-Verkehr. Sie sind bundesweit Vorreiter bei den Standards für mobilitätseingeschränkte Menschen. Neu werden am Anfang die gesetzlich vorgeschriebenen Signaltöne beim Öffnen und Schließen der Türen sowie beim Ein- und Ausfahren der Schiebetritte sein. Die neuen Schiebetritte helfen, den Abstand zwischen Fahrzeug und Bahnsteigkante („Spalt“) zu überbrücken. Überzeugen wird die Fahrgäste auch der durchgehende, freundliche Innenraum mit LED-Leuchten. Bequeme Komfortsitze in Blau, Sprechstellen zum Lokführer an jedem Eingangsbereich und Bildschirme mit Informationen zu Anschlusszügen (zunächst mit Fahrplanzeiten, künftig mit Ist-Zeiten) runden das Spektrum der Neuerungen ab.
Hans-Albrecht Krause rechnet damit, dass alle Fahrzeuge bis Mitte 2014 bei der S-Bahn Stuttgart eingesetzt werden. „Wir haben ein detailliertes Einführungskonzept erarbeitet. Im laufenden Betrieb zwei Drittel aller Fahrzeuge der S-Bahn Stuttgart auszutauschen ist sehr anspruchsvoll.“ Abgestimmt auf die Anzahl der gebauten und technisch abgenommenen Fahrzeuge werden die neuen S-Bahnen in sechs Phasen in Betrieb genommen. Dabei wird es immer wieder zum Einsatz unterschiedlicher Fahrzeugtypen kommen. „Das ist notwendig und hat System“, erläutert Krause. Am meisten würden die Fahrgäste auf den Linien S2 und S3 davon mitbekommen. „Hier werden zeitweise alle drei Fahrzeugtypen eingesetzt.“ Im Endzustand sind die fabrikneuen Fahrzeuge der Baureihe 430 auf den Linien S1, S2 und S3 im Einsatz. Die modernen, ebenfalls klimatisierten Fahrzeuge der Baureihe 423 werden auf den Linien S4, S5, S6 und S60 unterwegs sein. Diese feste Zuordnung der Fahrzeuge zu einzelnen Linien des Süd- und Nordnetzes ist betrieblich notwendig, da die Fahrzeugtypen lediglich bauartrein kuppelbar sind.
Typ ET 423 erhält eine Frischzellenkur
Bis Ende 2015 sollen die bereits heute eingesetzten 60 Fahrzeuge ET 423 ein „Re-Design“ erhalten. Bei dieser „Frischzellenkur“ werden unter anderem Monitore zur Anzeige von Anschlussverbindungen nachgerüstet. Videokameras sind schon ergänzt und Klimaanlagen serienmäßig vorhanden.
S-Bahn-Verkehr bleibt unberührt trotz Verzögerungen bei der Lieferung
Nach einem europaweiten Wettbewerbsverfahren hatten der Verband Region Stuttgart und die DB Regio AG diesen weitsichtigen Vertrag über den Betrieb der S-Bahn Stuttgart im April 2009 unterzeichnet. Auf über 600 Seiten regelt er alle Details rund um den Betrieb der S-Bahn Stuttgart. Ursprünglich sollten alle 83 neuen Fahrzeuge bis zum Vertragsstart am 1. Juli 2013 im Einsatz sein. „Das ist nicht mehr hinzubekommen“, erläutert Hans-Albrecht Krause. Grund dafür sind Verzögerungen bei der Auslieferung der Fahrzeuge durch den Hersteller Bombardier Transportation, der erst Ende März die für den Einsatz zwingend erforderliche Serienzulassung vom Eisenbahnbundesamt (EBA) für diese Fahrzeuge erhalten hat. „Das Angebot des S-Bahn-Verkehrs ist davon nicht berührt“, ergänzt Wurmthaler. „Das Programm wird mit den bisherigen Fahrzeugen gefahren. Die alten Fahrzeuge der Baureihe 420 werden nach und nach aus dem Betrieb genommen. „Das haben wir vertraglich vereinbart“, so Krause und Wurmthaler.
Vier zusätzliche Fahrzeuge „zum Nulltarif“ für die Region
Einen positiven Aspekt kann Dr. Jürgen Wurmthaler der Verzögerung dann auch abgewinnen: „Die vier zusätzlich vom Verband Region Stuttgart bestellten Fahrzeuge im Wert von etwa 23,2 Millionen Euro können wir vollständig aus Mitteln finanzieren, die wegen der verspäteten Lieferung der Züge fällig wurden, gewissermaßen zum Nulltarif.“ Die Fahrgäste profitieren davon ganz unmittelbar. Denn die vier Fahrzeuge sollen vor allem auf stark nachgefragten Strecken und in Stoßzeiten für mehr Platz in den S-Bahnen sorgen.
Ansprechpartner:
Dorothee Lang, Verband Region Stuttgart, Tel. (0711) 22759-15
Martin Schmolke, Sprecher Deutsche Bahn AG, Tel. (0711) 2092-2300
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