Expertenhearing zum Regionalverkehrsplan Die Mobilität der Zukunft in der Region Stuttgart stand gestern bei der Auftaktveranstaltung zur Fortschreibung des Regionalverkehrsplans zur Diskussion. Unter Federführung des Verbands Region Stuttgart beleuchteten Verkehrsexperten unter Beteiligung der Öffentlichkeit die aktuelle Situation und zeigten Perspektiven für die künftige Entwicklung auf.
Prof. Dirk Zumkeller, Geschäftsführer der Planungsgesellschaft Inovaplan, stellte die Ergebnisse aus der vom Verband Region Stuttgart in Auftrag gegebenen Mobilitätsdatenerhebung vor. Durchschnittlich setzt jeder Regionsbewohner drei Mal pro Tag seine Füße vor die Haustür, der Hauptgrund dafür sind Freizeitaktivitäten. Dabei legt er durchschnittlich 7,61 Wege pro Tag zurück.
Dass die Rahmenbedingungen des Mobilitätsbedarfs nicht so bleiben wie sie sind, zeigte Prof. Klaus Beckmann vom Deutschen Institut für Urbanistik auf: Der demografische Wandel, die Globalisierung und die Endlichkeit der fossilen Ressourcen werden zu neuen Mobilitätslösungen und verändertem Mobilitätsverhalten führen. Lars Mönch vom Umweltbundesamt verdeutlichte dies am Klimaschutz. Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts sind die jährlichen, globalen Emissionen mindestens auf die Hälfte der Emissionen des Jahres 1990 zurückzuführen und danach weiter zu reduzieren. Um das Ziel einer vierzigprozentigen Minderung mit einer Sicherheitsmarge von fünf Prozent erreichen zu können ist im Verkehr eine Treibhausgas-Emissionsminderung von mindestens vierzig Millionen Tonnen notwendig, so Beckmann. Dass man diesem Ziel durch eine effiziente Gewerbe- und Siedlungsplanung näher kommt, veranschaulichten Prof. Alex Vastag vom Fraunhofer Institut für den Bereich Logistik sowie Prof. Stefan Siedentop vom Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung der Universität Stuttgart mit Bezug auf die Raumplanung. Jürgen Peters vom Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel erläuterte in diesem Zusammenhang neue Mobilitätsformen wie Elektromobilität in städtischen Flotten mit beispielsweise Elektroautos und Pedelecs. Welche Maßnahmen das Land Baden-Württemberg hierzu verfolgt, zeigte Volkhard Malik vom Ministerium für Verkehr und Infrastruktur auf. So sieht der Generalverkehrsplan des Landes neben einer Stärkung des Umweltverbundes, der Nutzung innovativer Antriebstechnologien, der Einrichtung eines Mobilitätsmanagements vor allem im Ballungsraum eine Entlastung vom motorisierten Individualverkehr zum Beispiel durch Verkehrslenkung, Verkehrsinformationen und häufigeres Autoteilen vor, wobei ein gut ausgebautes Straßennetz nach wie vor unverzichtbar bleibt. Prof. Vallée vom Institut für Städtebau und Stadtverkehr fasste seine Erkenntnisse in Empfehlungen für die Fortschreibung des Regionalverkehrsplans wie z.B. „Unterhalt vor Ausbau und Neubau“ oder „Siedlung an die Infrastruktur bringen“ zusammen.
Regionaldirektorin Jeannette Wopperer bezeichnete Nachhaltigkeit als ein Hauptziel der regionalen Verkehrsplanung, in welche die vorliegenden Erkenntnisse auf dem aktuellen Stand einfließen werden. „Wir wollen mit dem Regionalverkehrsplan die Grundlagen dafür schaffen, die Mobilität wirtschaftlich tragbar, ökologisch verträglich und sozial gerecht sicherzustellen und weiterzuentwickeln.“ Neben der Planung von Mobilität sei auch der regionale Einfluss auf die Umsetzung wichtig, so Jeannette Wopperer. In Kürze wolle man darüber mit der neuen Landesregierung in einen Dialog treten.
Der Regionalverkehrsplan konkretisiert die verkehrsplanerischen Ziele von Bund und Land und stimmt die verkehrsbezogenen Planungen mit der Siedlungs-, Freiraum- und Infrastrukturentwicklung auf regionaler Ebene ab.