Globale Herausforderungen wie die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und der Klimawandel haben die heimische Landwirtschaft in den Fokus gerückt. Der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH haben eine Studie zur regionalen Landwirtschaft im Verdichtungsraum in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse wurden im regionalen Ausschuss für Wirtschaft, Infrastruktur und Verwaltung von Josef Bühler, Geschäftsführer von neuland+ Tourismus-, Standort- und Regionalentwicklung GmbH & Co KG, vorgestellt. Neben einer Bestandsaufnahme und der Identifikation von relevanten Akteuren zeigt sie aktuelle Entwicklungen sowie mögliche Entwicklungspfade. Die Hauptergebnisse der Studie beziehen sich auf folgende Aspekte.
Produktionsbedingungen: Die Region Stuttgart verfügt über exzellente landwirtschaftliche Bedingungen, besonders in den Gebieten der Fildern, des Strohgäus und des Langen Feldes mit ihren fruchtbaren Böden. Der Strukturwandel betrifft in der Region vor allem kleinere Betriebe und solche mit Tierhaltung. Flächennutzung und Tierhaltung konzentrieren sich zunehmend auf weniger, aber dafür größere Betriebe.
Versorgung und Selbstversorgungsgrad: Etwa 4.250 landwirtschaftliche Betriebe tragen zur Versorgung der rund 2,8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Region Stuttgart bei. Die Selbstversorgungsgrade für wesentliche Agrarprodukte wie Milch, Rind- und Schweinefleisch liegt unter 20 Prozent. In Baden-Württemberg sind es über 50 Prozent. Auch bei Getreide (42 Prozent) liegt die Region unter dem Landesschnitt (112 Prozent). Somit besteht theoretisch Potenzial für eine Steigerung der regionalen Selbstversorgung.
Nachhaltigkeit und Ökologie: Der Anteil des ökologischen Landbaus verbleibt mit rund 12 % hinter den politischen Zielsetzungen. Die Studie betont die Notwendigkeit, ökologische Anbauverfahren zu stärken und den Flächenverbrauch zu reduzieren, um den Klimawandelanforderungen gerecht zu werden.
Marktentwicklung und regionale Wertschöpfung: Empfohlen wird eine stärkere Loslösung von überregionalen Märkten durch den Aufbau lokaler und regionaler Vermarktungsstrukturen. Dies könnte nicht nur die ökonomische Stabilität der Landwirtschaft verbessern, sondern auch die regionale Wirtschaft durch die Schaffung und Erweiterung regionaler Wertschöpfungsketten stärken.
Strategische Handlungsempfehlungen: Die Studie empfiehlt die Bevorzugung von Agri-PV-Anlagen anstelle konventioneller Freiflächen-Photovoltaik, um den Verlust landwirtschaftlicher Flächen zu reduzieren. Auch die Förderung eines nachhaltigen Bodenmanagements durch kommunales Flächenmanagement und Priorisierung der Innenentwicklung könnten helfen, die gesellschaftlichen Leistungen der Landwirtschaft und den Klima- und Wasserschutz zu fördern.
Die Studienergebnisse basieren auf umfangreichen Beteiligungsprozessen in thematischen Arbeitsgruppen und dem Austausch mit zahlreichen Stakeholdern, wie Agrarverbänden, Landwirtschaftsbehörden und Hochschulen. Sie bieten eine solide Grundlage für die Sicherung und Weiterentwicklung der Landwirtschaft im Ballungsraum Region Stuttgart.
Der Clusterreport Landwirtschaft kann hier heruntergeladen werden https://www.region-stuttgart.org/fileadmin/Verband_Region_Stuttgart/Wirtschaft/Dokumente/240430_Clusterreport.pdf