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Presseinformationen |

Mögliche Auswirkungen auf die VVS-Tarife

Die Region und der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) gehen von starken Veränderungen beim Tarifsystem als Folge des neuen Deutschland-Ticket aus.

Bund und Länder haben sich auf ein sogenanntes Deutschland-Ticket für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr im Bundesgebiet zum Preis von 49 Euro pro Monat verständigt. Nach aktuellem Stand soll das Ticket am 1. Mai 2023 starten. Welche Auswirkungen das neue Ticket auf die Tarifstrukturen des Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) haben könnte, wurde im Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart in der Sitzung vom Mittwoch vorgestellt.

Bis auf wenige Ausnahmen sind laut VVS alle bisherigen Abonnements teurer als die veranschlagten 49 Euro monatlich. „Entsprechend gehen wird davon aus, dass praktisch alle Abonnementen zum neuen Deutschlandticket überwandern und ein Großteil des bisherigen VVS-Tarifangebots hinfällig werden könnte“, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler dem Gremium. Trotzdem möchte man das aktuelle VVS-Tarifangebot vorerst in vollem Umfang beibehalten. Beim VVS rechnet man zudem mit einer spürbaren Überwanderung vom Gelegenheitsverkehr zum Deutschland-Ticket. Da dies aber schwer zu prognostizieren sei, wolle man zunächst das konkrete Nachfrageverhalten beobachten und analysieren. In diesem Zusammenhang möchte der VVS im Herbst 2023 ein Tarifsymposium durchführen, auf dem eine erste Bilanz sowie Ideen für eine Straffung des Angebotes vorgestellt werden.

Stimmen aus den Fraktionen

Laut Rainer Ganske (CDU/ÖDP) ist das Deutschland-Ticket eine Vergünstigung für die breite Masse. „Allerdings müsse man darauf achten, niemanden auszuschließen, weil wir das Ticket nur digital anbieten“, so Ganske. Auch dürfe man nicht aus dem Auge verlieren, dass bei einer erhöhten Zahl an Fahrgästen künftig jede Ausbaumaßnahme teurer wird als heute. 

Für Professor Dr. André Reichel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) ist das Deutschland-Ticket ein Grund zu feiern: „Endlich wird viel Geld in die Hand genommen. Die Zeichen stehen auf Vorwärts und es wird nicht mehr gebremst.“ Die Kritik, dass von dem Ticket nur Pendlerinnen und Pendler profitieren lasse er nicht gelten: „Das Ticket ist schließlich gerade für diese Zielgruppe gedacht.“

Für Frank Buß (Freie Wähler) ist das Deutschland-Ticket vor allem ein Angebot für Pendler, die bereits jetzt ein Abo nutzen. „Allerdings bringt es keinerlei Vorteile für Gelegenheitsfahrer“, so Buß. „Attraktive Tarife reichen nicht aus, Bund und Land müssen mehr investieren.“ Er befürchtet, dass die Erwartungen an das Ticket nicht erfüllt werden, da nicht ausreichend Kapazitäten auf der Schiene vorhanden sind.

Thomas Leipnitz (SPD) nannte das Deutschland-Ticket eine Zeitenwende im ÖPNV. „Diese Reform war notwendig, denn wer den Klimaschutz ernst nimmt, muss auch öffentliches Geld in die Hand nehmen, um eine Wirkung zu erzielen.“ Man dürfe aber das Thema Sozialticket nicht aus dem Auge verlieren: „Hier brauchen wir eine Regions-weite Lösung.“

Gabriele Heise (FDP) lobte den guten Informationsfluss des VVS. „Allerdings ist es nicht getan, nur mehr Kunden zu gewinnen, sondern wir müssen auch die Kapazitäten ausbauen.“ Mehr Fahrgäste bedeuten mehr Züge und Busse. Dafür müsse man die Finanzierung sichern. Insgesamt befindet man sich aber auf einem guten Weg.

Für Wolfgang Hoepfner (DIE LINKE/PIRAT) ist das Deutschland-Ticket ein wahnsinnig großer Schritt in die richtige Richtung: Allerdings gelte es noch nachzubessern bei Fragen wie dem Sozialticket oder der Mitnahmeregelung. „Ich gehe von vielen Umsteigern aus – als nächsten muss es eine Offensive bei der Infrastruktur geben.“

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