In Deutschland werden pro Kopf jährlich durchschnittlich 11,5 Kilogramm Schokolade, 150 Liter Kaffee und 16 kg Bananen verbraucht. Dahinter steckt in den Anbauländern oftmals eine Entlohnung unter dem Existenzminimum oder Kinderarbeit ohne Aussicht der jungen Menschen auf Schulbesuch. Im Juli hat die Regionalversammlung beschlossen, dass die Region Stuttgart eine „Fairtrade-Region“ werden soll. Mit einer eigens eingerichteten Steuerungsgruppe aus regionalen Organisationen und Initiativen macht sich die Region nun auf den Weg, die Zertifizierung des Vereins „TransFair“ zu erhalten. Die Gruppe hat am Montag zum ersten Mal getagt. Sie soll das Thema in die gesellschaftliche Breite tragen und die Aktivitäten vor Ort koordinieren.
Elena Muguruza, FairHandelsBeraterin und eine Welt-Fachpromoterin Fairer Handel des Dachverbands Entwicklungspolitik Baden-Württemberg e.V., unterstrich die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens: „Die Situation von Millionen Menschen in vielen Ländern ist mit der Corona-Pandemie noch schlimmer geworden. Die Initiative der Region ist daher ein Zeichen der Hoffnung.“ Faire Produkte zu konsumieren, sollte Standard werden, fordert sie. Konkrete Vorhaben erarbeiten, Best Practice-Botschafter identifizieren und die Vernetzung mit anderen Fairtrade-Regionen suchen, das sind nun einige Vorhaben im weiteren Prozess. Die Steuerungsgruppe besteht aus Vertreterinnen und Vertretern des Verbands Region Stuttgart, der Eine-Welt-Initiative, der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, der Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH, der IHK Region Stuttgart, des Dialogforums der Kirchen, der JugendRegion Stuttgart, der Vereine Kultur- und SportRegion Stuttgart sowie Hochschul- und Wissenschaftsregion Stuttgart.
Die Steuerungsgruppe ist eine Voraussetzung für die Bewerbung. Ein weiteres Erfordernis ist es, bei den laufenden Geschäften des Verbands Region Stuttgart Fairtrade-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus fairem Handel zu verwenden. Zudem müssen Handel und Gastronomie in der Region eine Mindestanzahl an Produkten aus fairem Handel anbieten. Dasselbe gilt für den Einsatz der Produkte in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchengemeinden. Ergänzend sind Bildungsaktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen. All diese Kriterien sind durch die Gegebenheiten vor Ort in den Fairtrade-Kommunen der Region größtenteils erfüllt. Es wird erwartet, dass mit den Kommunen, die bereits im Zertifizierungsprozess sind, den Erfordernissen bald entsprochen werden kann.
Mit der Zertifizierung möchte die Region Vorreiter werden: Fünf Fairtrade-Regionen gibt es in Deutschland bisher, in Baden-Württemberg noch keine. Weltweit sind über 2.000 Kommunen in mehr als 36 Ländern als Fairtrade-Towns ausgezeichnet. In der Region Stuttgart sind es derzeit 31 Kommunen, fünf befinden sich im Zertifizierungsprozess.
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