„Die Corona-Pandemie hat bewiesen, wie wichtig Naherholungsflächen als elementares Angebot für die psychische und physische Gesundheit sind“, betonte Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling und stellte damit die Bedeutung des Landschaftsparks Region Stuttgart heraus. Mit dem Programm unterstützt der Verband Region Stuttgart jährlich Projekte, die die Landschaft aufwerten und die Natur besser erlebbar machen. Ziel ist es dabei, ein durchgängiges Netz an Erholungsangeboten, aber auch ökologisch wertvollen Naturräumen zu schaffen. In der 16. Runde der regionalen Kofinanzierung investiert der Verband 1,17 Millionen Euro in 13 Projekte aus fünf Landkreisen – aus der Landeshauptstadt Stuttgart gab es keinen Antrag. Der Planungsausschuss ist mit seiner gestrigen Entscheidung der Empfehlung der Jury gefolgt. Kofinanzierungen erhalten vier Projekte im Kreis Ludwigsburg, je drei Projekte im Rems-Murr-Kreis sowie den Kreisen Böblingen und Göppingen und eines im Landkreis Esslingen. Das breite Spektrum bei den Themen der Projektanträge spiegle die hohe landschaftliche Vielfalt in der Region wider, so Dr. Nicola Schelling.
Spiel, Spaß und Umweltbildung
Der Großteil der Fördergelder geht in diesem Jahr an Projekte, die Natur- und Freizeiterlebnisse (nicht nur) für Kinder und Jugendliche ermöglichen und damit einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung leisten. Dazu gehören auch die beiden Vorhaben mit den höchsten Kofinanzierungsbeträgen: Der Riedgraben in Ludwigsburg wird als siedlungsnaher Erholungsraum ökologisch, gestalterisch und funktional aufgewertet. Eine barrierefreie Wegführung und Aufenthaltsplätze sowie neue Spiel- und Sportangebote sollen den Grünzug zum naturnahen Treffpunkt für alle Altersgruppen machen. Zur Umsetzung dieses Vorhabens steuert der Verband 426.700 Euro bei. Für den Bau eines wasserbezogenen Naturerlebnisraums zwischen zwei Bachläufen gibt es 263.700 Euro. Auf dem Seespielplatz „Pfotschwiesen“ in Weissach im Tal können kleine oder größere Entdecker sich künftig bei verschiedenen Wasserspielen austoben, die Natur beobachten oder im angrenzenden Kletterwald ihre Balance trainieren. Wer auf großen und kleinen Rädern Tempo machen will, darf bald auf zwei neuen Pumptrackanlagen Gas geben. In Kirchberg an der Murr und Leutenbach kofinanziert der Verband den Bau der Rundkurse mit Wellen, Steilkurven und Sprüngen mit 61.000 Euro beziehungsweise 45.900 Euro. Hoch hinaus geht es auch am Enztal-Radweg: 100.000 Euro werden für einen multifunktional nutzbaren Spielturm mit Angeboten für verschiedene Altersgruppen und die freiräumliche Einbindung beigesteuert. Für die Realisierung eines weiteren Highlights an der Museumsroute werden 34.200 Euro zur Verfügung gestellt: Eine Outdoor-Murmelbahn soll die historische Wasserversorgung vom Schlossberg nach Herrenberg spielerisch erlebbar machen.
Neue Wege begehen und den Ausblick genießen
Bald gibt es noch mehr Möglichkeiten, radelnd oder wandernd die Region zu entdecken: Mit einer Kofinanzierung von 51.500 Euro entsteht als Teil der neuen Rundwege in den terrassierten Steillagen bei Hessigheim ein Genussplatz zum Verweilen. Bewohner und Gäste im Landkreis Göppingen können sich künftig über eine neue Radroute von Aichelberg nach Mühlhausen im Täle freuen. Sie bildet den lang ersehnten Lückenschluss des regionalen Radwegnetzes zwischen Voralb und oberem Filstal. Mit 50.500 Euro regionaler Kofinanzierung werden entlang der Route sechs Aufenthaltsplätze realisiert, die mit interessanten Informationen durch eine Zeitreise zum Thema „Mobilität und ihr Wandel im Laufe der Zeit“ führen. Je 41.500 Euro gibt es für einen Modell-Lehrpfad im Kleinbottwarer Tal und den Natur-Kultur-Wein-Erlebnispfad in Großbottwar. Und wer nicht am Boden bleiben möchte, kann bald Weitblick auf keltische Geschichte genießen: Zwischen den Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Hülben und Grabenstetten befindet sich die größte keltische Stadtanlage Europas. Hier fließen 50.000 Euro an regionalen Mitteln in den Bau eines Aussichtsturms am geplanten Erlebniszentrum.
Aufwertung beliebter Routen
Die vermehrte Nutzung naturnaher Freizeitangebote in der Corona-Pandemie zeigte auf, welche Landschaftspark-Projekte stark frequentiert sind und von Erweiterungen und Aufwertungen profitieren können. Eine hochwertige und einladende Möblierung soll das beliebte Freizeitwegenetz im Landkreis Göppingen weiterentwickeln. Mit 30.000 Euro wird der Bau von Bänken, Liegen und Aussichtsfenstern an besonders schönen Orten kofinanziert. In Holzgerlingen wird die Gestaltung der Freibereiche rund um die alte Seilerei, die an die Museumsroute angebunden ist, mit 12.000 Euro unterstützt. An der Route der Industriekultur verbessert eine weitere Info-Stele das bestehende Angebot – dies wird ermöglicht durch eine kleine, aber feine Kofinanzierung von 1.000 Euro.
Stimmen der Fraktionen
„Natur und Landschaft haben nicht nur durch Corona, sondern insgesamt im dicht besiedelten Raum an Bedeutung gewonnen“, befand Roland Schmid (CDU/ÖDP). Das Landschaftspark-Programm spiele eine wichtige Rolle für die Aufwertung der regionalen Landschaft. Als besonders wertvoll bewertete Roland Schmid, dass durch die Kofinanzierung Projekte und Initiativen in den Kommunen ausgelöst würden. Ein Wermutstropfen war für ihn, dass das Budget nicht ausgeschöpft wurde. „Unsere Botschaft an die Kommunen muss sein, dass sich die Beteiligung am Wettbewerb lohnt.“ Dorothee Kraus-Prause (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) lobte die Vielfalt des Zugangs an das Thema „Landschaftspark“. Der ökologische Schwerpunkt bei drei Projekten sei ebenso erfreulich wie das Anknüpfen an besondere örtliche Voraussetzungen wie beim Aussichtsturm am Heidengrabenzentrum. „Dass die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen dieses Jahr adressiert wird, gefällt uns sehr“, so Kraus-Prause weiter. Der Landschaftspark habe nach fast 20 Jahren sogar noch an Relevanz gewonnen. Denn das Motto „nah statt fern“ werde über Corona hinaus bestehen bleiben. Für Wilfried Wallbrecht (Freie Wähler) ist der jährliche Bericht zum Landschaftspark „eine Sternstunde, in der man sich über die gestalterische, funktionale und ökologische Vielfalt der Projekte freuen kann.“ Er bedankte sich für den Rückblick und Ausblick und konstatierte, sehr zufrieden mit der Bilanz zu sein. Susanne Widmaier (SPD) hob hervor, dass die „Gestaltung von Freiraum und von Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien künftig nur noch an Wichtigkeit gewinnen wird.“ Daher solle das Landschaftspark-Programm mit unveränderter Höhe der Mittel fortgeführt werden. Lediglich bei der Mitfinanzierung von Pumptracks zeigte sich Widmaier kritisch. Hier müsse eine naturnahe bauliche Umsetzung zur Vorgabe gemacht werden. „In diesem Jahr backen wir kleine, aber schöne Brötchen“, kommentierte Kai Buschmann (FDP) die Projektauswahl. Kommunen seien vorsichtig bei Investitionen und hätten gerade auch andere Dinge zu tun. Bei der Ausschreibung des Kofinanzierungswettbewerbs 2022 sei es aber gut, dass sie thematisch auf Wald und Baumbestand ausgeweitet werde und so neue Möglichkeiten für die Kommunen biete. „Die Kofinanzierung des Landschaftsparks ist ein Investitionsprogramm in die Lebensqualität unserer Region“, betonte Christoph Ozasek (DIE LINKE/PIRAT). Besondere Wichtigkeit maß er den Projekten zu, die multifunktionale Räume schaffen. Bedauerlich sei die Zurückhaltung der Kommunen. Hier müsse man das Programm stärker bewerben.
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