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Verband Region Stuttgart

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Presseinformationen |

Weiterentwicklung des VVS-Tarifes

Die Corona-Pandemie hat zu deutlichen Rückgängen der Fahrgastnachfrage und Einbrüchen bei den Fahrgeldeinnahmen im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) geführt. Fraktionen der Regionalversammlung fordern weitere Tarifentwicklungen.

Bereits im Jahr 2020 hatte die Corona-Pandemie gravierende Auswirkungen auf die Fahrgastzahlen und damit auch Fahrgeldeinnahmen im VVS. Nun hat der Geschäftsführer des VVS, Horst Stammler, in der Sitzung des Verkehrsausschusses am Mittwoch erste Zahlen für das Jahr 2021 sowie geplante Gegenmaßnahmen angesichts der gesunkenen Fahrgastzahlen vorgestellt. Stammler sagte: „Wir hoffen, dass wir bei den Abonnenten im Sommer die Talsohle erreicht haben.“ Die eigentliche finanzielle Herausforderung liege im Jahr 2022, denn realistischerweise sei bis dahin bei den Fahrgastzahlen das ursprüngliche Niveau von 2019 noch nicht wieder erreicht und derzeit sei dafür auch kein ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Land in Sicht. Voraussichtlich dauere es noch zwei bis drei Jahre, bis sich die Fahrgastzahlen wieder erholt haben.

Die ersten Beratungen der VVS-Gesellschafter über die Entwicklungen werden in einem Tarifsymposium am 21. Juni erfolgen. Hier wird auch über Anträge der Regionalfraktionen mit Bezug auf die Tarifstruktur beraten. Die abschließende Behandlung dieser Anträge ist für den Verkehrsausschuss am 29. September 2021 geplant. In dieser Sitzung soll auch die Position des Verbands Region Stuttgart zu Änderungen in der Tarifstruktur im Jahr 2022 festgelegt werden, der VVS wird darüber voraussichtlich im November entscheiden. 

Im VVS wurden von Januar bis April 2021 rund 69,9 Millionen Fahrten mit Bahnen und Bussen durchgeführt. Gegenüber 2019 war das Fahrgastaufkommen um 46 Prozent rückläufig. Der Rückgang der Fahrgastzahlen ist demnach nicht so hoch wie im ersten Lockdown im Frühjahr 2020. Er verharrt jedoch schon seit Monaten auf relativ niedrigem Niveau, die Zahlen steigen nur langsam. Besondere Einbußen verzeichnete der Gelegenheitsverkehr. Auch bei den Abonnements, die zu Beginn der Pandemie noch recht stabil blieben, war ab Herbst ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen - vor allem von Abonnenten, die längere Strecken zurücklegen. Gegenüber dem Höchststand im März 2020 ist die Zahl der Abonnenten bisher um insgesamt 15 Prozent gesunken. Besonders stark verringerte sich die Zahl der Firmen-Abos mit 17 Prozent, während das Senioren-Abo mit einem Minus von 7 Prozent und das Ausbildungs-Abo mit einem Minus von 6 Prozent etwas weniger zurückging. Bei den Einnahmen in den ersten vier Monaten fehlen 47,0 Mio. Euro gegenüber 2019.

Maßnahmen

Der VVS hat zum 1. April 2021 als schnell umzusetzende Maßnahme ein 10er-TagesTicket eingeführt. Die Fahrgäste können dabei zehn Nutzungstage innerhalb eines Monatszeitraums frei wählen. In den ersten beiden Monaten wurden über die Apps von VVS, DB und SSB rund 2.300 dieser Tickets verkauft. Angesichts der Corona-Pandemie mit einem hohen Anteil an Kurzarbeit und Home-Office wird diese Nachfrage in den ersten Wochen als zufriedenstellend eingeschätzt. Als Maßnahme zur Kundenbindung haben alle VVS-Abonnenten und Inhaber eines Jahrestickets im April 2021 einen Treubonus in Höhe einer halben Monatsrate erhalten. Wegen der Schulschließungen hat das Land Baden-Württemberg 2020 zwei Monatsraten und 2021 eine Monatsrate beim Scool-Abo übernommen, um Kündigungen zu vermeiden. Von Dezember 2020 bis Februar 2021 hat der VVS ein Schnupper-Abo offeriert, damit bot er Neukunden ein niedrigschwelliges Einstiegsangebot. Trotz der Pandemie haben immerhin rund 1.800 Kunden davon Gebrauch gemacht. Alle Verkehrsverbünde in Baden-Württemberg haben vereinbart, von Juni bis Oktober eine große (Wieder-) Einsteigerkampagne durchzuführen. Dabei erhalten Kunden, die ein neues Abo abzuschließen, einen Freimonat.

Stimmen aus den Fraktionen

„Die Gewinnung von Stammkunden im VVS ist wichtig“, sagte Rainer Ganske (CDU/ÖDP). Angesichts der aufgezeigten Entwicklungen forderte er, dass man verstärkt Arbeitgeber mit einbinden und bei ihnen für das bezuschusste Firmenticket werben solle. Mit Blick in die Zukunft meinte Ganske: „Die Zahlen sind schlecht, aber wir sollten nicht die falschen Schlüsse ziehen.“ Eine Deckungslücke 2022 erfordere eine Überbrückungsfinanzierung. Auch die flexiblen Angebote müsse man weiter ausbauen und zielgerichtete Produkte für ein verändertes Arbeits- und Einkaufsverhalten entwickeln. Philipp Buchholz (Bündnis 90/Die Grünen) ist im Hinblick auf die Rückgewinnung des Pendler- und Gelegenheitsverkehrs „positiv gestimmt“. Dennoch meinte er: „Es dürften noch etwas mehr 10er-Tickets verkauft werden.“ Buchholz lobte die Werbemaßnahmen des Landes für den ÖPNV wie die geplante Sommerferienaktion mit Freifahrten für Abo-Inhaber im ganzen Land. Bezüglich der regionalen Tarifanträge wünschte er sich eine frühzeitigere Rückmeldung vor den nächsten Haushaltsberatungen. Er äußerte sich „gespannt, welche Lösungen es für eine Aussetzung von einer Tariferhöhung geben wird.“ Bernhard Maier (Freie Wähler) fragte sich, wer die Finanzierungslücke durch den Einbruch der Fahrgastzahlen im Jahr 2022 schließe. Probleme sieht er insbesondere auf die Landkreise mit ihrer Zuständigkeit für den Busverkehr zukommen: „Eigenwirtschaftliche Busverkehre sind da nicht mehr zu leisten.“ Doch auch die Region als Aufgabenträger für die S-Bahn müsse die Entwicklung „gut im Auge behalten.“ Maier verwies zudem darauf, dass die Verkehrsunternehmen im VVS für die Tarifentwicklung maßgeblich sind. „Die Lage des ÖPNV ist angesichts der Pandemie weiterhin kritisch“, konstatierte Thomas Leipnitz (SPD) und fragte daher, wie es mit dem Rettungsschirm weitergehe. Neue Tarifmaßnahmen im VVS wie das 10er-Ticket begrüßte er, wofür seine Fraktion mit initiativ gewesen sei. Das 365-Euro-Ticket steht für die SPD „ganz oben auf der Tagesordnung“ und auch das Sozialticket will sie wieder auf die Agenda setzen. Eine Tariferhöhung sieht Leipnitz angesichts des Klimawandels kritisch. Holger Dorn (AfD) war zuversichtlich, dass sich der Erfolg bei den Fahrgastzahlen wieder einstelle. Dennoch meinte er: „In den nächsten ein bis zwei Jahren ist Sparsamkeit Trumpf.“ Daher sprach er sich gegen „Experimente wie das 365-Euro-Ticket“ aus. Der Erfolg des Firmenabos hängt für ihn je nach Branche davon ab, wie gut Homeoffice möglich ist. Armin Serwani (FDP) freut sich, dass wieder fast 60 Prozent der früheren Fahrgäste mit dem ÖPNV fahren. „Der ÖPNV ist Corona-sicher“, so Serwani. Er forderte, auch die Bedürfnisse der Arbeitgeber nach den Corona-bedingten Veränderungen zu berücksichtigen. Ebenso wünscht seine Fraktion ein 10er-Ticket, das nicht auf einen Monatszeitraum begrenzt ist. Michael Knödler (Die Linke/Pirat) sagte: „Eine Fahrpreiserhöhung hilft nicht, verlorene Kunden zurückzugewinnen.“ Er forderte ein 365-Euro-Ticket, in einem ersten Schritt solle man es als Sozial-, Senioren-, Schüler- und Studententicket einführen.

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